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das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
#Interview Jim Sheridan
  4/6
film
Interview Jim Sheridan

Und ich denke so sind Filme aus Hollywood. Da wird immer wieder die «Restore Factory Settings»-Taste gedrückt (lacht).

Womit der Poesie keinen Raum mehr gelassen wird.

Gewissermassen, ja. Und das Original von «Brothers» ist ein ungemein poetischer Film, irgendwie auch brillant und verrückt. Deshalb fragt man sich dann, ob es überhaupt ein «Remake» braucht. Weil: an das Original komme ich sowieso nicht heran. Deshalb habe ich auch keines gemacht, denke ich. Es geht eher darum, dass der ursprüngliche Film als Inspiration diente, für unsere eigene Version der Geschichte. Sie müssen wissen: Shakespeare war auch nicht der erste, der «Julius Cäsar» geschrieben hat. Regisseurin Susanne Bier hatte «Brødre» gemeinsam mit Anders Thomas Jensen geschrieben. Und ich konnte mich mit Susanne nicht kurzschliessen, weil sie gerade an der Arbeit an einem anderen Film war. Deshalb haben wir mit Jensen zusammengearbeitet. Obwohl wir unsere eigene Geschichte verfassten, fühlte es sich gut an, dass der Schöpfer der Geschichte seinen Segen dazu gab.

Wichtig ist doch einfach, dass das Publikum Zugang zu den Charakteren hat, sich mit ihnen identifizieren kann.

Ich versuche stets Filme zu machen, bei denen das Publikum sich in den Charakteren wiederfinden kann. Ich glaube, Film ist so ein mächtiges Instrument, dass ich manchmal das Gefühl habe, die Realität kopiere Hollywood und nicht umgekehrt. Als ich «In The Name of the Father» gemacht habe und dort die Gewaltlosigkeit des irischen Konfliktes porträtiert habe, wurde der Film daraufhin Bill Clinton gezeigt, und der wiederum lud dann Sinn Féin-Führer Gerry Adams ofiziell ins Wisse Haus ein. Ich denke, manchmal unterschätzt man die Kraft von Filmen. In «Brothers» geht es mir nicht darum, dass das amerikanische Publikum die Präsenz in Afghanistan hinterfragt. Es geht mehr darum, was tun wir mit den Soldaten und ihren traumatischen Erlebnissen, wenn sie wieder zu Hause sind.

Sie haben eine ungewöhnliche Besetzung gewählt. Natalie Portman als Ehefrau und Mutter zweier Kinder.

Die Gefahr bei Natalie ist stets: sie ist so hübsch und so jugendlich, dass jeder denkt: Oh mein Gott! Natalie Portman als Mutter? Aber sie ist nicht im Sinne eines Models hübsch. Man kann sie sich sehr gut in einer Küche vorstellen. Und sie ist dermassen professionell, dass es als Regisseur wirklich grossartig ist, mit ihr zusammenzuarbeiten.