Greifbare Geschichte
Mittlerweile gibt es eine Reihe von DVDs mit sogenanten «race movies». Stellvertretend seien hier Oscar Micheaux’ «Within Our Gates» (1920), Spencer Williams’ «The Blood of Jesus» (1941) und der einzige Film von Powell Lindsay, «Souls of Sin» (1949), angeführt. Ersterer ist wohl der früheste erhaltene Film eines afroamerikanischen Regisseurs. Der Stummfilm kreist bezeichnenderweise um Bildung, Aufstieg und den Mittelstand. Es geht um eine junge Frau, die sich in die abenteuerliche Stadt begibt, um Geld für eine Schule aufzutreiben, was schliesslich dank der Spende einer wohlhabenden Gönnerin gelingt.
«The Blood of Jesus» wiederum richtete sich an die Landbevölkerung und schildert die Versuchung und schliessliche Läuterung einer jungen Frau. Das tut er durch eine ästhetisch wirkungsvolle, traumartige Erzählung, in der der Teufel in Form von Bars mit Bluesjukeboxen oder mit einem Pick-Up voller R&B-Musiker an einer Weggabelung lauert.
«Souls of Sin» dagegen kann man wohl als ersten Ghettofilm bezeichnen, der sein Personal aus Bargängern sowie seine Hauptfigur, einen Spieler, ernst nimmt und die sozialen Verhältnisse nicht nur zur Abschreckung vorführt, sondern als sozialen Lebensraum zeigt.