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das kulturelle überformat
Nr. 29 / 21. Dezember 2009
#Interview mit Owen Pallett
  6/8
musik
Interview mit Owen Pallett

Ist «Lewis», der durch Ihre Texte geistert, also eine Art alternativer Owen Pallett?

Nein. Er ist das Gegenteil von mir. Er ist das Subjekt meiner Zuneigung. Und um aus Lewis ein richtiges Subjekt zu machen, bildete ich ihn verschiedenen Menschen nach, die ich liebe, die aber sehr anders sind als ich. Zum Beispiel nach dem Boy aus Irland, mit dem ich eine Affäre hatte. Oder nach meinem jüngeren Bruder Simon, der ein athletischer Rechtsanwalt ist, einen Haufen Kohle macht und Sex mit vielen Frauen hat. Oder nach meinem Partner, Patrick.

Sie kündigten das Album «Heartland»  schon vor zwei, drei Jahren an. Warum ist bis zum Erscheinen so viel Zeit verstrichen?  


Das stimmt nicht ganz. Ich beschloss damals, dass mein nächstes Album «Heartland» heissen sollte und schrieb das in meinem Forum. Ich wollte wissen, wie die Leute auf die Idee reagierten. Denn zu dem Zeitpunkt hatte ich viel Kritik einstecken müssen für den Namen meiner Band und für den Titel des zweiten Albums, «He Poos Clouds». Die New York Times glaubte gar, sie könne der Leserschaft diesen Titel nicht zumuten. Dabei wollte ich doch nicht John Waters sein! In meinen Augen war der Titel nicht widerlich. Ich sehe keine Schande darin, über Scheisse zu reden. Sowieso – solche Einwände waren mir eigentlich egal. Wie gross sind die Chancen,

dass sich jemand mit meiner Musik wirklich auseinandersetzt, wenn ihn schon mein Name oder der Titel des Albums stört? Dennoch wollte ich mich nicht unbedingt wieder einer solchen Barrage von Geschossen aussetzen. Darum setzte ich den Titel «Heartland» quasi als Experiment ins Netz. Daraufhin musste ich zwei Jahre lang rundum erklären, dass ich noch nicht einmal mit dem Schreiben der Songs angefangen hätte. Erst im August 2008 habe ich mich dann endlich hingesetzt.

Sie sind in den letzten Jahren ausnehmend fleissig gewesen. Grizzly Bear, Arcade Fire, C’mon, Beirut, Great Lake Swimmers, The Last Shadow Puppets (das Nebenprojekt
von Arctic Monkeys-Kopf Alex Turne), The Rumble Strips und Mika sind nur einige der Kunden, die Ihre Arrangements zu schätzen wissen. Wie suchen Sie die Aufträge aus? Was macht einen Auftrag interessant?


Ich schätze daran den Tempowechsel. Das geht mir auch im Rahmen von Final Fantasy so. Sobald ich das Gefühl habe, ich hätte mich in eine Sache so weit eingelebt, dass es einfach werde, wird es mir langweilig.
So führe ich live ständig neue Songs ins Set ein. Gerade habe ich angefangen, live mit Surroundsound zu arbeiten. Ich will mich fortbewegen. Mir gefällt es, mit den Pet Shop Boys zu arbeiten, dann mit einer Punkband, dann mit einem obskuren Singer/Songwriter.