Kurzum, mein Unternehmen, Mr. Baldessari in Worte zu fassen, endete in einer kläglichen Niederlage. Aber warum hat mich ausgerechnet dieser Baldessari, der mehrere Dekaden lang abseits vom grossen Kunstgeschehen in New York ein diskretes Dasein als Kunstlehrer im Californian Institute of Arts in Valencia fristete, dermassen auf die Palme getrieben? Schliesslich habe ich ja überhaupt nichts gegen Konzeptkunst. Kürzlich haben mich die von Konzept nur so triefenden Wanderwerke, Steinhäufen, Landkarten und Wörtersammlungen von Richard Long zu wahren Begeisterungsstürmen hingerissen. Auch die gefärbten Sandhäufen und das zerknüllte Papier, denen ich letzthin in einer Zürcher Galerie begegnete, vermochten meinen Durst auf frische Geistesimpulse durchaus zu stillen. Nur eben dieser Baldessari, der stellte in meinem Kopf mit obstinater Beharrlichkeit die falschen Weichen (wobei ich der Versuchung mit professioneller Zurückhaltung widerstehe, auf die nur allzu offensichtliche Verwandtschaft von dem Namen mit dem Wort «balderdash» hinzuweisen ugs. für Mumpitz, Anmerk. der Redaktion ).
Aber eben, was war es, was mir an seinen Arbeiten so sauer aufstiess? Ich glaube, es war der Eindruck von klassenprimushafter Besserwisserei, der mir da bei praktisch jedem Artefakt neu aufs Auge gedrückt wurde. Eigentlich begann es ja ganz lustig. Poppige Helgen, die zum Beispiel eine Ente zeigten, die im Sturzflug so rasant am Bild vorbei sauste, dass es dem Maler nur noch gelang, Bürzel und Beinchen bildlich festzuhalten. Dann kam der weltbewegende Moment, als Baldessari den Irrtum seiner Wege einsah und alle seine Werke kremierte, die sich noch in seinem Besitz befanden. Eine grandiose Geste, die in meinen Augen ins gleiche Kapitel pueriler Effekthascherei gehört wie Jack Kerouacs verlogene Behauptung, er habe «On The Road» in einem einzigen grossen Schub auf Endlospapier in die Schreibmaschine gehackt.