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das kulturelle überformat
Nr. 29 / 21. Dezember 2009
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

andererseits auch bei der oben angedeuteten Erkenntnis, dass die Erfahrung, zu den Ausgeschlossenen einer Gesellschaft zu gehören, nicht bedeutet, dass man sich solidarischer mit den Unterdrückten fühlt. Sondern, wenn man etwa an das HipHop- und Reggaeverhältnis zu Frauen und Schwulen denkt, vielleicht im Gegenteil zu einem besonderen Bedürfnis nach den Symbolen der Macht führt. Darüberhinaus jedoch sollte man natürlich gerade unterdrückten Minderheiten das Recht auf allgemeine Repräsentation einräumen, also auch das Recht des jeweiligen Randständlers, ein gieriger und brutaler Arsch wie jeder andere gierige, brutale Arsch sein zu dürfen und nicht durch die eigene unterdrückte Position in die moralische Pflicht genommen zu werden.

Aus irgendwelchen Gründen dachte ich an diesem Punkt, es sei vielleicht an der Zeit, die postironisch bohemistische oder mild sarkastische Distanz aufzugeben und nicht immer nur alles abgebrüht nachvollziehbar, berechenbar und unausweichlich zu finden. Vielmehr wäre es doch an der Zeit und ziemlich «groovy» und echt «far out», dumme Sachen und Leute mal wieder ganz einfach und undifferenziert scheisse zu finden. Gerade wo Weihnachten und Jahresende vor der Tür stehen und man den politischen, wirtschaftlichen und religiösen Raubrittern dieser Welt ganz zwischenmenschlich gesprochen die Pest an den Hals wünscht. Frohes Fest.

Markus Schneider