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das kulturelle überformat
Nr. 29 / 21. Dezember 2009
#Interview mit Stascha Bader, Regisseur
  4/11
film
Interview mit Stascha Bader, Regisseur

weitere Hauptfigur des Rocksteady, musste am ersten Drehtag wegen Leberkrebs akut ins Spital gefahren werden. Ich musste deshalb gleich das Drehbuch umschreiben.

Wieso haben Sie nicht Ska oder Reggae als Thema für den Film gewählt? Wieso nicht Dancehall, der ja eigentlich Ihr Spezialgebiet ist, der auch mehr in die Zukunft geführt und den Rap beeinflusst hat?

Ich fand den Rocksteady einfach dringender. Ich wollte, dass man den Rocksteady nochmals in alter Pracht erleben kann und die Geschichten dieser Musiker hört. Eine möglichst originalgetreue Band sollte mit den Sängerinnen und Sängern von damals die klassischen Songs nochmals in einem der drei originalen Studios aufnehmen – im Federal Records, das nun Tuff Gong heisst und das einzige ist, das noch in Betrieb ist. Und so geschah es.

Der Sound klingt wunderbar rund und warm...

Die Musik wurde von Errol Brown aufgenommen, der Bob Marleys hauptsächlicher Toningenieur war. Ich habe ihn gefragt, was ihm Rocksteady bedeute. Er antwortete, er habe fast nur Songs dieses Stils auf seinen Harddisks, dies sei nach wie vor seine Lieblingsmusik. Ich fragte ihn auch, ob er denn nicht dem originalen Sound nachtrauere?

Er meinte: «Ach was, wir hatten miserable Mikrofone – endlich kann ich diese Songs so aufnehmen, wie sie eigentlich klingen sollten!» Deshalb haben wir ja auch nicht einfach die alten Songs neu abgemischt. Dazu kommt, dass viele dieser Sängerinnen und Sänger immer noch hervorragende Stimmen haben – einige wie etwa die von Judy Mowatt sind sogar wunderbar gereift.

Wo liegt denn die Bedeutung des Rocksteady, war er nicht einfach ein von 1965 bis 1968 dauernder Übergangsstil zwischen Ska und Reggae?

Diese Etiketten sind sowieso ein Problem – Dancehall etwa ist ja eigentlich der Ort, wo getanzt wird; und warum Dancehall aus den achtziger Jahren noch etwas mit demjenigen der letzten Jahre zu tun haben soll, ist fraglich. Stranger Cole geht soweit zu sagen, dass der Dancehall von heute kein Reggae mehr sei, sondern eine Kombination von Soca und Hip-Hop. Und Lloyd Parks sagt im Film: «Rocksteady never ended, it was just a transformation to Reggae». Viele Elemente des Rocksteady wurden zum Fundament des Reggae, viel mehr als vom Ska sogar. Dort kommt der Bass immer aufs 1, beim Reggae wird er stark synkopiert, was vom Rocksteady eingeführt wurde. Auch die Themen: Es stimmt nicht, dass Rocksteady immer romantisch geprägt und voller Liebeslieder war. Es gibt