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das kulturelle überformat
Nr. 29 / 21. Dezember 2009
#Interview mit Stascha Bader, Regisseur
  10/11
film
Interview mit Stascha Bader, Regisseur

Film machen will. Und wir hatten ein Budget, um sie fair entlöhnen zu können – zu gleichen Teilen übrigens, um Diskussionen zu verhindern. Ich hatte die Idee erläutert: Es sollte eine Art Klassenzusammenkunft werden, an der sie die Songs von damals interpretieren und erzählen sollten, wie es war.

Kannten sich die beteiligten Musiker alle von früher?

Ja, sie hatten damals zeitweise Tag und Nacht miteinander verbracht, viele haben sich dann aber 40 Jahre nicht mehr gesehen. Deshalb ist der Film auch eine Art Klassenzusammenkunft: Sie kommen am Anfang zusammen und gehen am Schluss wieder auseinander. Deshalb wäre es das Schönste, wenn sie noch einmal zusammen auf Tournee gehen könnten und endlich die verdiente Anerkennung bekämen.

Täuscht der Eindruck, dass sie nicht verbittert sind, obwohl sie teilweise ihre Musikkarriere aufgeben mussten und wenig Ruhm erhielten?

Nein, das stimmt, wenn man diese Leute mit ihrer positiven Einstellung sieht, denen es ja auch sehr unterschiedlich gut geht, freut man sich aufs Altwerden.

Der Vergleich mit «Buena Vista» liegt nah – spielte dieser Film für Sie eine Rolle?

Ich mache nun seit 15 Jahren Dokumentarfilme – faszinierend ist immer, dass die alten Leute etwas zu erzählen haben, während der Jugend beim Erzählen bald der Schnauf ausgeht. Diesbezüglich hat mich «Buena Vista» sicher bestätigt. Es gibt aber doch einige Unterschiede. Ich wollte, dass der Film auch noch eine Chronologie hineinbringt: wie war die Situation am Anfang und wie am Ende der 1960er Jahre, und wie haben die Songs dies reflektiert? Die Jamaikaner haben im Unterschied zu den Kubanern keine Evergreens gesungen; diese Musik wurde damals zu bestimmten Themen geschaffen und sie war ein Sprachrohr des Volkes. Um dies aufzuzeigen, verwendete ich auch Archivaufnahmen von damals. Anders als bei «Buena Vista» ist die Musik zudem vierzig Jahre lang nicht mehr live gespielt worden – sie wurde aus dem Tiefschlaf wieder hervorgeholt, auch wenn einige Songs in anderer Form weitergelebt haben.

Den Musikern ist denn auch eine gewisse Wehmut anzusehen. Bestand nicht auch bei Ihrem Film die Gefahr, dass die Nostalgie dominiert, dass die Bilder von verfallenen Gebäuden und Konzertorten ästhetisiert werden?


Alte Bahnhöfe, alte Menschen, alte Zeiten – das ist schon ein Leitmotiv meines Filmes. Handkehrum ist die Musik etwas, das überlebt