Die grosse Welt
Colum McCann
ra. Als James Marsh Anfang dieses Jahres mit «Man on Wire» den Oscar für den besten Dokumentarfilm gewann, war allen wieder gewahr, was am 7. August 1974 geschehen war. Damals balancierte der Franzose Philippe Petit auf einem Seil von einem Turm des World Trade Centers zum anderen. Es war und ist bis heute ein nicht nachzuvollziehender Akt von Wagemut und Irrsinn geblieben. Der Ire und Wahl-New Yorker Colum McCann («Der Tänzer») hat nun diesen Vorfall zum Ausgangspunkt seines neuen Romans «Die grosse Welt» genommen. Beiläufig treffen sich dabei am Fusse des World Trade Centers verschiedenste Leute, es kreuzen sich Schicksale und Lebensläufe. Das Resultat ist ein fulminantes Kaleidoskop New Yorks, ein Porträt einer Stadt, die wie keine zweite ein Sammelbecken menschlicher Existenz ist. «Die grosse Welt» ist einer der eindrücklichsten New-York-Romane der letzten Jahre. Dafür hat es einmal mehr – wie bei Joseph O’Neill’s «Netherland» – der Leidenschaft und des Humors eines Iren bedurft.
Colum McCann. Die grosse Welt. Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren. Rowohlt Verlag, Reinbek 2009. 539 Seiten. Gebunden.
€ 19,90 / CHF 34,90
Ein Buch namens Zimbo
Max Goldt
ra. Eigentlich braucht man ihn nicht mehr näher vorzustellen. Wer Max Goldts Schreibstil einmal liebgewonnen hat, der kommt von ihm nicht mehr weg. Und deshalb ist dieser Tipp auch mehr als blosse Verkündung gedacht, dass es nun ein neues Werk von ihm im Buchhandel zu kaufen gibt. Versammelt sind Texte von 2006 bis 2009 und in ihnen geht es einmal mehr um die Nebensächlichkeiten des Lebens, die anhand der geschliffenen und virtuosen Sprachtechnik des Autors sich einen Hauptplatz in der menschlichen Existenz ergattern. «Sie werden kaum ertragen können, was Ihnen mitgeteilt wird», heisst der Untertitel des Buches und suggeriert, dass Liebhaber Goldts bei der Lektüre Hilfe von ihrer masochistischen Ader in Anspruch nehmen müssen. Weit gefehlt. Der Untertitel ist ebenso irreführend wie der Titel «Ein Buch namens Zimbo». Man weiss am Ende Vieles, ist vielleicht gar ein bisschen weiser geworden, doch weshalb das Buch Zimbo heisst – man wird es wohl nie erfahren.
Max Goldt. Ein Buch namens Zimbo. Rowohlt Berlin Verlag 2009. 208 Seiten. Gebunden.
€ 17,90 / CHF 32,20