Helène Aylon (American, *1931)
«All Rise: An Installation of a Beit Din as
a “House” of Three Women», 2007,
mixed-media installation: platform, chairs,
brass signs, pillowcase flags, bench,
documents, and sound.
Courtesy of the artist, New York
Gerade in New York, der grössten jüdischen Hochburg ausserhalb Israels, werden die Kontraste deutlich: auf der einen Seite Künstler wie der Filmemacher Woody Allen, der Musiker John Zorn oder der Autor Jonathan Safran Foer, die die jüdische Identität unentwegt mit der Gegenwart konfrontieren. Und auf der anderen Seite die orthodoxen Juden, die der Gegenwart eine unverrückbare Identität entgegenstellen.
Es ist in der Tat so, dass es keine andere Religion gibt, die derart von Ritualen geprägt wird. Die Frage ist nur, wie man diese Rituale interpretiert. Nur die permanente Infragestellung erhält ein Ritual und dessen tiefere Bedeutung am Leben. Geschieht dies nicht, verkommt der Vorgang zur reinen inhaltsleeren Routine. Es sind gerade die permanent sich wechselnden Herausforderungen, mit denen die Menschen im heutigen Alltag konfrontiert werden, die den Wunsch nach Werten und nach Tradition wieder aufleben lässt. Nach Jahrzehnten, in denen sich Generationen von den kulturellen Ritualen entfremdeten, sie zu formal, zu repetitiv oder zu langweilig empfanden, scheinen vorbei. Doch damit ist nicht eine ultrakonservative Rückbesinnung verbunden, sondern eine Art Neuanfang mit Hilfe einer uralten Identität. Dinge werden zueinander in Beziehung gebracht: eine Bibel und ein iPod schliessen sich gegenseitig nicht aus. Ebensowenig geistliche Musik aus der Vergangenheit und deren avantgardistische Neubearbeitung, wie geschehen durch John Zorn und dessen Ensemble Masada.