Hugo Pratt hat ein einziges Werk in Prosa verfasst: die rund 130 Seiten des zum grössten Teil autobiografisch eingefärbten Bandes «Aspettando Corto» (1971). Hier erfährt man unter anderem, dass der 1927 geborene Pratt als Sohn eines italienischen Faschisten einen kurzen, aber wichtigen Teil seiner Jugend in Afrika, vor allem in Abessinien verbrachte. Dort probte er die persönliche Rebellion gegen den Faschismus, indem er sich vorwiegend mit Eingeborenen herumtrieb und dem Rassismus des Vaters zum Trotz deren Sprache lernte. Die sogenannte Exotik wurde für Pratt zur Selbstverständlichkeit, das Sicheinfühlen in fremde Kulturen später zu einem Hauptanliegen des vagabundierenden Universalisten. Es sollte den Zeichner und Szenaristen dereinst befähigen, seine Geschichten ungezwungen und ohne aufgesetzte Gebärde sowohl zwischen Palmen auf Südseeinseln als auch im Schnee und Eis Sibiriens anzusiedeln.
Nach dem Krieg sucht der junge Schwerenöter die Extremerfahrung der Fremdenlegion, wird aber aus verschiedenen Gründen abgewiesen. Hugo Pratt tobt sich trotzdem aus, sowohl im Leben als auch zunehmend mit dem immer und überall griffbereiten Zeichenstift. Erfundenes verquickt er mit Tatsachen und Erlebtem. Pratt wird Comic-Zeichner, zunächst in der Tradition eines Milton Caniff arbeitend, später, immer lockerer zeichnend, zu sich selber findend. Da ihm ein exzessiver Lebensstil nicht genügt, müssen Geschichten her, die allen nicht sofort zu realisierenden Sehnsüchten eine Plattform bieten.