Vieles in «Kin-der-Kids» kommt formal richtiggehend frühexpressionistisch daher, etwa das langgezogene schwarze Dreieck der berockten Tante sowie voluminös-eckig verdrehte Wolkentürme oder bizarre Stadt- und Felslandschaften. Wohl alles zu bizarr für die damalige us-amerikanische Leserschaft, weshalb man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, Feininger sei für «Wee Willie» sowohl inhaltlich als auch formal zurückgepfiffen worden. Der Zeichner inszenierte den Animismus von «Wee Willie Winkie’s World» auf stupend stimmungsvolle und vom Jugendstil beeinflusste Art und Weise, was gegenüber dem progressiven Expressionismus von «Kin-der-Kids» ein stilistischer Rückschritt war.
Zurück zum Jugendstil!
Klein Willie besitzt eine rege Phantasie: Häuser werden für ihn zu Personen mit Gesichtern; Wolken und Windmühlenflügel segmentieren die Panels in geometrische, vielfältige Einzelteile – stilistische Mittel, welche Feininger künstlerisch bis zu seinem Lebensende beschäftigt haben. Gleichzeitig ist vieles an «Wee Willie» athmosphärisch einer Art Jugendstil-Naturromantik zuzurechnen. Das von der Abendsonne rot beschienene Dorf ragt aus einer graugrünen Wolke von Bäumen heraus, Birken- und Pappelwäldchen biegen sich im Wind und die Mansardenfenster reissen am Dach ihre Münder auf. Eingefasst sind solche Szenen oft von Jugendstil- Rahmen mit Tier- und Pflanzenornamentik.