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das kulturelle überformat
Nr. 27 / 15. September 2009
#Interview mit Paddy McAloon, Prefab Sprout
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musik
Interview mit Paddy McAloon, Prefab Sprout

Autors: legendäre dekadente New Yorker Disco Ende der 1970er Jahre)! Wie kann sich bei dem Lärm jemand dran erinnern, warum er überhaupt herein gekommen ist? Na ja, vielleicht werde ich einfach alt. Claude Debussy, der 1918 gestorben ist, war der Überzeugung, dass Musik wertlos würde, wenn man sie aufnehmen und aus der Konzerthalle entfernen konnte. Mir gefällt ja die Tatsache, dass der Zugang zur Musik durch die Technologie demokratisiert worden ist. Andererseits bin ich in einer Welt aufgewachsen, wo Menschen für ihre Arbeit belohnt werden. So finde ich es eigenartig, wie eine Situation hat entstehen können, wo viele Menschen überzeugt sind, Musik sei gratis. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass die Plattenfirmen über die Jahre hinweg dermassen überrissene Profitmargen ansetzten, dass niemand mehr Sympathie mit ihnen hat. So argumentierte vor ein paar Tagen auch mein Taxifahrer, nachdem er lange über die Vorzüge des File Sharing geschwärmt hatte. Ich sagte: «Schon, aber Sie wären auch nicht glücklich, wenn ich jetzt aussteigen würde, ohne zu zahlen.» Mich dünkt es, beim File Sharing habe eine Art Quantitätsmoral eingesetzt. Von dem Moment an, wo eine gewisse Masse von Menschen mittaten, war es plötzlich in Ordnung, zu meinen, Musik sei wie Luft – überall gratis. Ich gehe übrigens auch mit Ihrem Punkt einig. Wenn Musik überall zu hören ist, hört sie auf, ein Ort der Zuflucht zu sein. Musik als etwas, vor dem man flieht!


Paddy McAloon / Foto: © Kitchenware Records