Buckley «aufs Ganze» ging. Hoch war Nirvana tatsächlich anzurechnen, dass sie trotz des tsunamihaften Erfolges den politischen und sozialen Anliegen ihrer frühen Jahre nicht den Rücken kehrten. Noch während der Höhe ihres Ruhmes organisierten sie eine Benefizveranstaltung für eine kroatische Frauenhilfsgruppe und gastierten an schwulenpolitischen Events. In der Tat trat Cobain, der sich als Teenager mit seiner sexuellen Identität schwer getan hatte, aus lauter Vergnügen daran, Publikum wie Business zu provozieren, in Frauenkleidern auf die Bühne.
«Er wirkte immer sehr grüblerisch und intensiv», sagt Greg Dulli über Cobain. „Er machte den Eindruck, massiv übersensibel zu sein – und so etwas zieht einen ja immer in den Bann.» So war es offenbar schon immer gewesen. Cobains Eltern liessen sich scheiden, als der Bub – geboren am 20. Februar 1967 – acht Jahre alt war. Danach lebte er teils bei der Mutter in der Provinzstadt Aberdeen, Washington, teils beim Vater im nahen Städtchen Montesano. Er verlor sich schon früh gern in der Musik und studierte eine Zeitlang gar eifrig die Bibel. Weder Vater noch Mutter vermochten mit seinem trotzigen Naturel umzugehen. Kurz vor seinem High School- Abschlussexamen (mangels Vornoten wäre er eh durchgeflogen) stellte ihn die Mutter vor die Wahl, einen Job zu suchen oder seine Siebensachen zu packen. Der Sohn tat weder das eine noch das andere, da nahm sie ihm die Arbeit des Packens ab. Er wohnte fortan auf der Couch von Freunden.
Inzwischen hatte er die Lokalband The Melvins kennengelernt, die ihm allerhand Kassetten von amerikanischen Post-Punk-Bands wie Swans, Black Flag oder auch Daniel Johnston schenkten und ihm die Tür in ein ungewöhnlich weites Musikspektrum öffneten. Im Übungsraum der Melvins lernte Cobain auch Chris (alias Krist) Novoselic kennen, einen kroatischen Secondo mit wachem politischen Interesse und einer Bassgitarre. 1987 gründeten die