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das kulturelle überformat
Nr. 27 / 15. September 2009
#The Story of Grunge
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dossier: Grunge
The Story of Grunge

ain’t Stiff (sic), it ain’t worth a fuck»). Sie kannten sich auch aus in der Musikgeschichte und wussten, dass sich nichts besser zum «vermarkten» eignet als eine leicht überschaubare «Lokalszene» mit einer Handvoll Gruppen – nicht zu viele, denn sonst wird es verwirrend! – die zumindest ein bisschen ähnlich klingen und denken.

Die SubPop-Bands waren sich punkto musikalischer Ideologie durchaus nicht immer einig. Aber indem SubPop den bereits erwähnten Jack Encino als Hausproduzent einsetzte, sorgte man dafür, dass ihnen allen ein Soundkostüm aufgeschneidert wurde, das einheitlich genug war, eine Geistesverwandtschaft anzudeuten und gleichzeitig divers genug, den Eindruck einer facettenreichen Subkultur zu suggerieren. 1988 wurde der SupPop-Singles Club lanciert: Abonnenten bekamen jeden Monat eine extra für sie eingespielte Single zugeschickt. Es war ein geschickter Trick, den Ruf von Bands zu verbreiten, deren Platten der Kundschaft in Plattenläden nicht ohne weiteres ins Auge gestochen wären. Als erstes solches Artefakt landete in ihrem Briefkasten «Love Buzz» von einer lokalen SubPop-Neuentdeckung: Nirvana. Die Auswahl des Stückes deutete an, dass die Band über einen bedeutend breiteren musikalischen Horizont verfügte, als es angesichts seiner Musik den Anschein machen mochte: «Love Buzz» war im Original ein obskurer Album-Track der holländischen Kombo Shocking Blue (Hit: «Venus»). Noch einmal zeigten Pavitt und Poneman, wie gut sie die Erfolgsmechanismen im alternativen Musikbereich studiert hatten: im Wissen, dass das britische Publikum frische Klänge noch immer mit Enthusiasmus, nicht Skepsis oder gar Gleichgültigkeit begrüsste, suchte man sich unter den Londoner Musikschreibern denjenigen aus, von dem man sich am meisten Sympathien versprach, und flog ihn nach Seattle. Die Rechnung ging auf. Der Auserwählte – Everett True vom Melody Maker – fing an, in höchsten Tönen über die Szene von Seattle zu schwärmen.