ebenfalls zum guten Ton. Solche Botschaften waren genauso wenig massenmedientauglich wie die kompromisslose Gitarrenmusik der stilprägenden Bands Minor Threat, Black Flag, Hüsker Dü oder Bad Brains. Wie einst in den späten 1950er und in den mittleren 1970er Jahren bestand ein praktisch unüberbrückbarer Graben zwischen dem kommerziellen Musikbusiness, das den Inhalt von Charts und Medien diktierte, und den Alternativszenen der Musikstädte New York und Los Angeles mit ihren eigenen Trends und Scheuklappen.
Dass die Rettung aus Seattle kam, war bemerkenswert aber nur insofern Zufall, als eine ähnliche Konstellation von unternehmungslustigen Menschen in jeder Provinzstadt hätte zusammenkommen können. Seattle sei damals fürs restliche Amerika wenig mehr als ein Fischernest gewesen, erklärte der Afghan Whigs-Sänger Greg Dulli einmal (Dulli stammte aus Cincinnati, seine Band war die erste im Katalog von Plattenlabel SubPop, die nicht aus Seattle kam). Trendjäger aus den Rockmetropolen tauchten hier nie auf. Abseits von deren Suchlichtern hatten die Lokalbands Zeit, ohne Ablenkung die Musik zu spielen, die ihnen aus der Seele sprach.
Die Ursprünge des Wortes «grunge» liegen in den 1960er Jahren. Es soll im Slang aus der Kombination von «dingy» (schäbig) und «grubby» (schmutzig) hervorgegangen sein. Grunge gehörte zu den Lieblingswörtern des 19jährigen Mark Arm aus Seattle, einem witzigen Burschen, der in diesem Jahr, 1981, gerade seine erste Punkband gegründet hatte. Mittels Leserbrief an ein lokales Punk-Fanzine versuchte er erste Aufmerksamkeit zu erregen. «Reiner Grunge! Reiner Krach! Reine Scheisse!» – so beschrieb er stolz den Sound seiner Combo. Das Wort scheint in der Luft gelegen zu haben – Arm selber hat später erklärt, in Australien sei der Begriff eine Weile lang zur Beschreibung von Bands wie Beast of Bourbon und The Scientists verwendet worden.