Beschlüsse zu fassen, und im grossen und ganzen sind wir damit gut gefahren. Und wenn wir Fehler machten, dann haben wir daraus Lehren gezogen.
Was war denn der letzte solche Fehler, und welche Lehren haben Sie daraus gezogen?
Dass wir eingewilligt haben, wieder Interviews zu geben. Es ist uns echt wohler, Musik zu spielen als darüber zu reden. Daran haben wir uns nie gewöhnen können.
Was ist passiert mit Pearl Jam, dass die Band nun plötzlich so knackige, kurze Songs schreibt, die dann und wann sogar an die Beach Boys und die Ramones gemahnen?
Evolution halt. Aber sooo viel hat sich auch wieder nicht geändert. Es ist einfach eine andere Art, den gleiche Stück Holz zurecht zu schnitzen. Es stimmt schon, einige Kanten sind diesmal ziemlich scharf geblieben. Es ist eine schlanke, ranke Platte geworden.
Mit «Binaural» (2000) – einem Album übrigens, das mir ausgezeichnet gefallen hat – erforschte die Band vor allem Stimmungen – bluesige und düstere Stimmungen. Diesmal geht es viel mehr um die Energie in der Musik. Stimmt der Eindruck?
Das ist wohl richtig, ja. Und es ist, glaube ich, eine positive Energie, auch wenn ein, zwei
eher traurige Songs auftauchen. «Binaural» wurde von Tchad Blake produziert, den wir von Tom Waits und den Gebrüder Finn her schätzten. Für das neue Album sind wir zu Brendan O’Brien zurückgekehrt, mit dem wir vor mehr als zehn Jahren «Yield» aufgenommen haben. Damals gewährten wir ihm wenig Freiheit. Diesmal durfte er die Umwege einschlagen, die ihm richtig schienen, und wir sind ihm ohne zu murren gefolgt. Unsere beiden letzten Alben waren Gruppenalben. Diesmal überliessen wir es Brendan, eine Richtung für uns zu suchen. Und siehe da, wir sind an einem Ort gelandet, der uns gefällt.
Ein gutmütiger Diktator ist Ihnen also lieber als Komiteebeschlüsse?
(lacht) So lange nicht ich der Diktator sein muss!
Pearl Jam gehörten zu den relativ wenigen prominenten amerikanischen Bands, die in ihren Texten immer wieder die politische Lage ansprachen. Wie werden die veränderten Umstände im Weissen Haus von dem neuen Album reflektiert?
Das stimmt, für mich ist es unausweichlich, dass die Stimmung in der Umwelt sich auf die Lieder auswirken muss, die man schreibt. Und was mir an diesem Album selber aufgefallen ist – so ziemlich zum ersten Mal überhaupt,