Eddie Vedder: Gerade gestern Nacht habe ich mit Neil Finn eine Konversation via SMS geführt. Wir spielten beide genau zur gleichen Zeit in London, er mit seiner Seven Worlds Collide-Band. Es ist bei den Messages geblieben, mit unseren Anrufen haben wir uns immer verpasst. Es ist fast, als wären wir die beiden Räder vom gleichen Fahrrad. Nur – wo radeln wir wohl hin, wir beiden?
Ein grossartiger Songschreiber – ich war damals schon ein Fan von Split Enz.
Ja, das stimmt allerdings. Was ich an ihm ebenso faszinierend finde, ist seine Beziehung zu seiner Frau und seiner Familie. Die Art und Weise, wie die Familie mit einander umgeht ist beeindruckend, man kann davon viel über die Mechanismen von Beziehungen lernen.
Stimmt die Geschichte, dass Sie einmal fast ertrunken wären, als sie in Neuseeland mit Neils Bruder Tim surfen gingen?
Nein – es war die Tatsache, dass ich eben gerade kein Brett hatte. Das hat mich in Schwierigkeiten gebracht. Ich wurde von einer Strömung erfasst und weggetragen. Ich glaube, ich wäre rausgekommen, aber weil ich von einer langen Nacht müde war und bald der Soundcheck drohte, habe ich um Hilfe gerufen. Tim hatte den Bademeister vorher noch dazu zu überreden versucht, mit uns eine Spritztour mit dem Zodiac (Anmerk. des Autors: ein
superschnelles Rettungsboot) zu machen. Als ich dann in dem Boot an ihm vorbeibrauste, habe ich ihm natürlich lässig zugewinkt.
Ich habe hier ein Zitat aus dem Melody Maker von Stone Gossard aus dem Jahr 1990. Er sagte damals:«The only way you come up with anything original, or anything weird is by not knowing. Not having any rules or barriers. That’s totally what I like about this band; there aren’t any rules or any concepts. The weirder or more out of line things are, the better». Wie liest sich das aus heutiger Sicht?
Interessant zu hören, dass er das schon damals gesagt hat, denn wenn ich so zurückschaue…(denkt nach)…ist es mit der Zeit dann tatsächlich so herausgekommen. Wir sind alle auch ausserhalb der Band beschäftigt, und trotzdem ist die Band das Gefäss geworden für alles, was irgend einer von uns irgendwie einbringt. Wir können uns als Texter und Musiker darauf verlassen, dass in dieser Band Platz ist für unsere Einfälle. Dazu kommt die Treue unserer Fans – das ist mir gerade gestern Abend wieder deutlich vor Augen geführt worden. Die Show war sofort ausverkauft, und die Begeisterung des Publikums war gross. So etwas ist nicht selbstverständlich. Diese Unterstützung ist es auch, die uns erlaubt hat, ausserhalb der gängigen Normen der Musikindustrie zu arbeiten. Wir sind in der Lage, unsere eigenen