wie mir scheint – fehlt darin das politische Element fast ganz. So lang hat man sich als Amerikaner mitverantwortlich fühlen müssen für die Leader, die man gewählt hat und die Beschlüsse, die diese gefasst haben – und man war machtlos, die Richtung dieser Beschlüsse irgendwie beeinflussen zu können. Mit der Veränderung hat sich das Gefühl verbreitet, dass unsere Geschicke jetzt von besseren Händen geführt werden. Wir konnten ein bisschen entspannen. Wir mussten nicht mehr all unsere intellektuellen Energien für dieses Thema verwenden. Natürlich existieren noch viele Probleme. Unsere Truppen sind immer noch im Nahen und Mittleren Osten und es gibt weiterhin viele Aspekte in der Aussenpolitik, die man mit wesentlich weniger Sorgfalt angeht als vergleichbare Probleme in der Innenpolitik. Es gilt, noch viel wiedergutzumachen nach diesen letzten acht Jahren.
Immerhin scheint die Hoffnung recht gross zu sein, dass der gegenwärtige Präsident Barack Obama tatsächlich den Willen hat etwas zu verändern.
Nun, er hat auch schon einiges erreicht. Natürlich ist es schwierig für ihn. Was in acht Jahren zerstört wurde kann nicht in acht Wochen wieder aufgebaut werden – auch wenn die Menschen das verlangen. Auf jeden Fall haben wir jetzt einen Präsidenten, der sich eher dem amerikanischen Volk verpflichtet fühlt als den Interessen der grossen Konzerne.
Wenn wir schon von Konzernen sprechen – Sie haben sich in den 90er Jahren sehr gegen die Macht der Major Labels und der anderen Grosskonzerne in der Musikindustrie gewehrt. Wie sehen Sie die heutige Situation?
Sie ist sehr interessant. Obwohl es kaum etwas langweiligeres gibt als über das Musikbusiness zu reden. Wir dachten vor zwanzig Jahren, dass die Mechanismen im Geschäft, Dinge wie Publishing, Vertrieb und dergleichen, unglaublich verwirrend waren. Heute ist alles noch viel verwirrender. Denn alles ist ständig in Veränderung begriffen. Niemand weiss, was als nächstes passiert. Immerhin sind Musiker heute nicht mehr die Leibeigenen der Plattenfirma. Wir erfreuen uns einer gewissen Freiheit. Andererseits ist man gezwungen, Deals einzugehen mit iTunes und den grossen Ladenketten, die noch CDs verkaufen. Darum kommen wir nicht herum. Wir bemühen uns aber, mit niemandem Exklusivdeals abzuschliessen. Es ist eine Gratwanderung. Auf der einen Seite will man Beschlüsse fassen, die wir moralisch und ethisch vertreten können, auf der anderen Seite muss man auch erkennen, dass eine solche Linie, wenn sie total konsequent ist, dazu führen kann, dass niemand unsere Musik zu hören bekommt. So kommt man um Kompromisse nicht herum. Wir streben eine Situation an, bei der die Menschen, die unsere Musik hören wollen, dies können, wir dabei aber auch den