Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 27 / 15. September 2009
#Grunge im Kontext
  3/4
dossier: Grunge
Grunge im Kontext

Musikszene zu vergreisen drohte. Da sorgten die Grunge-Bands für Abhilfe, waren Nirvana, Pearl Jam und Soundgarden auch 1992 noch unverbraucht genug, um jene jugendliche Intensität zu versprühen, die die Veteranen längst verloren hatten.

Amerika musste sich schon selber aus der Überalterung hieven, war doch von jenseits des Atlantiks keine Rettung zu erwarten. Damals war das Vereinigte Königreich noch im Ecstasy-Rausch des Rave-Zeitalters. In abgelegenen Feldern und überfüllten Clubs tanzten tausende junger Briten und Britinnen nächtelang zu harten Beats und simplen Melodien. Bis die Rave-Kultur mit The Prodigy, Underworld und den Chemical Brothers eigene Stadionfüller hervorbringen konnte, würden noch Jahre vergehen.

Dabei fehlte es der US-amerikanischen Musikszene keineswegs an interessanten Bands. Im Verlauf der 1980er-Jahre hatte sich ein lebendiger Underground entwickelt, der nur darauf wartete, den Schritt ins öffentliche Bewusstsein zu machen. Die kalifornische Crossover-Band Faith No More schaffte mit «Epic»

schon 1989 den Einzug in die Hitparade, Perry Farrel von Jane’s Addiction rief mit dem Lollapalooza-Festival 1991 das wichtigste Schaufenster für alternative Musik ins Leben und im selben Jahr legten die Red Hot Chili Peppers mit «Blood Sugar Sex Magik» ihr bis anhin eingängigstes Album vor. Der Crossover hatte die Lunte gelegt, der Grunge war aber der Funke, der das Pulverfass des Alternative Rock zur Explosion brachte.

Am anderen Ende des Musik-Undergrounds lümmelte der noch junge Hip-Hop herum. Mit ihm tat sich die Musikszene noch schwer, glaubte doch noch niemand an seine kommerzielle Langlebigkeit. Frühe Grössen wie Run-DMC und die Beastie Boys hatten sich 1990 ins vorläufige Abseits manövriert, neue Blockbuster wie MC Hammer und Vanilla Ice überschritten ihren kommerziellen Zenit so schnell, wie sie ihn erreicht hatten.