das Café im Bahnhof zu, obwohl es erst sechs Uhr abends war. Kein Wort der Entschuldigung, als der Zug endlich ankam, bloss eine lange Ausrede darüber, wie der Betrieb wegen eines Sturmes in Schottland aus dem Gleichgewicht geworfen worden sei. Natürlich war der Zug dermassen überfüllt, dass Zweitklasspassagiere sich auf die Türen stürzten wie ein Wolfsrudel aufs Rotkäppchen. Gottseidank hatte ich aber erste Klasse. Immerhin fand ich auch diesmal wieder ein Viererabteil. Aber dann erfolgte eine Ankündigung, deren bizarre Logik alles sagt, was man wissen muss über den Umgang mit englischen Alltagsproblemen. Weil der Zug eine halbe Stunde Verspätung habe, hiess es, sei es leider aus betrieblichen Gründen nicht möglich, die Passagiere (wie in der ersten Klasse eigentlich vorgesehen) mit kalten und warmen Snacks zu beliefern. Einer hatte offensichtlich das kurze Zündhölzchen gezogen und war verdonnert worden, uns immerhin gelegentlich einen Kaffee einzuschenken. Nach dem zweiten Mal versuchte er nicht mehr, seinen Unmut über meinen unersättlichen Kaffeeappetit zu verstecken. Sein Kollege hatte es sich im Viererabteil gegenüber gemütlich gemacht und gönnte sich einen lustigen Film ab Laptop. Privatisierung sei unabdinglich, die Qualität lebenswichtiger Serviceleistungen zu steigern, meinten Margaret Thatcher und ihre GesinnungsgenossInnen einst. Pffft!
Hanspeter Künzler