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das kulturelle überformat
Nr. 27 / 15. September 2009
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

Zuständig war diesmal die Firma National Express East Coast. Ich fand das heraus, als ich am Vortag per Internet zu buchen versuchte. Es sei vorausgeschickt, dass ich aus Gründen, die zu erläutern hier zu weit führten, die aber ebenfalls mit englischer Organisationsunfähigkeit zu tun hatten, mir auf Spesen ein Erstklassticket leisten durfte. Die offizielle Eisenbahn-Website zitierte mir dafür den absurden Preis von £ 265 (zum Vergleich: dafür fliege ich mit Swiss zwei Mal London – Zürich retour). Ich versuchte trotzdem zu buchen. Endlich ging es beim Ausfüllen des Web-Formulares noch darum, welche Art von Sitz ich bevorzugen würde: Fenster, Gang, vorwärts, rückwärts, gehupft wie gesprungen. Fünf Mal füllte ich das ganze verdammte Formular samt Kreditkartennummer und genauer Adresse aus – und jedes Mal kam zum Schluss das gleiche Resultat: «Der von ihnen gewünschte Sitz ist nicht erhältlich».

So rief ich dann den Kundendienst der zuständigen Eisenbahnfirma an. Tja, die von mir ausgewählte Website sei zwar offiziell, aber nicht verbindlich. Die Reservation sei deswegen nicht möglich gewesen, weil es Tickets zu diesem Preis so kurz vor der Fahrt nicht mehr gebe. Gern würde sie mir übers Telefon das gewünschte Billet ausstellen, es koste nun allerdings £ 409.50, den per Telefon könne ich leider nicht vom 10%igen Discount Gebrauch machen, welcher für Internetbuchungen gelte. Tatsächlich: über die Website von National Express East Coast kostete mich die Fahrt dann «nur noch» £ 377. Ja, es wäre billiger gegangen – aber nur, wenn ich Tage vorher gebucht und mich auf bestimmte Züge ausserhalb der Stosszeiten festgelegt hätte. Denn im privatisierten England ist nicht jeder Zug ein gleicher Zug, nein: je nach Tageszeit sind die Preise verschieden, erst recht die Retourpreise. Das sorgt für gewaltiges Chaos. Einmal wollte ich von Newcastle nach London zurückfahren. Zur rechten Zeit fuhr ein Zug mit der Aufschrift «London» vor, ich stieg ein. Später erklärte mir der Kondukteur, ich sei in den verspäteten Schnellzug einer anderen Firma eingestiegen als der,