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das kulturelle überformat
Nr. 27 / 15. September 2009
#«Antichrist» von Lars von Trier
  7/9
film
«Antichrist» von Lars von Trier






Hexenverfolgungen abzuschliessen, verfällt die Trauernde zuerst dem Schmerz und danach der Verzweiflung.

«Die Natur ist Satans Kirche», sagt die Frau zu ihrem Mann und er, der krankhafte Rationalist bestreitet dies, obwohl sich «Eden» gebärt, als wäre es die Antithese zum paradiesischen Vorbild. Das Reh schleppt eine Totgeburt mit sich herum, die Eicheln fallen von den Bäumen wie Hagelkörner und zerschneiden als tosender Niederschlag die Unheimlichkeit der Stille. In diesen Bildern des Geschlechterkampfes wagt sich von Trier weit hinaus bis an den Rand des Zumutbaren und mit dem Risiko, sich lächerlich zu machen. Er, der behauptet, er hätte sich mit dem Drehbuch zu «Antichrist» von einer schweren Depression erholt, waren diese Gefahren zum ersten Mal egal. Wer das Scheitern nicht in Kauf nimmt, behält auch das Gelungene zu fest in Grenzen. «Antichrist» – auch wenn der Film polarisiert – ist ein visuelles Meisterwerk.