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das kulturelle überformat
Nr. 27 / 15. September 2009
#«Antichrist» von Lars von Trier
  6/9
film
«Antichrist» von Lars von Trier





diskutieren. Doch sollten jene Menschen, die in den «Seichtgebieten» der Kultur sich wohl fühlen und sich bei dumpfen Witzen unterhalb der Gürtellinie schier wegschmeissen, nun nicht im Falle von «Antichrist» plötzlich eine späte Berufung zum moralischen Wächter verspüren. Viel Kritik, die laut wurde, sagte sehr viel mehr über den Rezensenten aus, als über den Film.

Es ist in der Tat eines der schlimmstmöglichen Szenarien, die es in unserer Existenz gibt: Eltern verlieren ihr Kind. Eher selten ist es allerdings, dass der Mann (Willem Dafoe) als ausgebildeter Psychotherapeut seine Frau gleich selber heilen möchte. Diese berufliche Todsünde ist der Beginn eines sich langsam steigernden Höllenritts durch die Seelenlandschaften der Frau. Das Paar begibt sich in ihr abgelegenes Blockhaus mit dem suggestiven Namen «Eden», als ob sich die beiden ihrer begangenen Sünden zu entledigen versuchten. Doch «Eden» entpuppt sich als Albtraum, als Untiefe der Befindlichkeit. Dort, wo die Frau sich einst zurückgezogen hat, um ihre Studien über die Geschichte der