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das kulturelle überformat
Nr. 27 / 15. September 2009
#«Antichrist» von Lars von Trier
  5/9
film
«Antichrist» von Lars von Trier





Die Lust und der Schmerz werden in diesem Prolog vereint, und dies mit der Ästhetik eines Calvin Klein-Werbespots. Lars von Trier ist nicht der einzige, der realisiert hat, dass die Welt von heute eine visuelle Welt ist, der mit seinen einstigen «Dogma»-Regeln nicht mehr beizukommen ist. Der Mensch – von Bildern täglich überflutet – hält sich geistig nur noch an deren Oberflächen fest. Um ihn zu den unteren Schichten zu führen, bedarf es eben solcher Mittel.

Was wurde alles schon gewettert über «Antichrist», wie wurde er an den Filmfestspielen in Cannes, bei denen Charlotte Gainsbourg zu Recht für ihre Rolle mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet wurde, vom Publikum verhöhnt. Die einen machten sich wütend Luft, die anderen versuchten dem Gesehenen durch höhnisches Gelächter zu entfliehen. Der Dreiakter für zwei Personen, unterteilt in die Kapitel «Trauer», «Schmerz» und «Verzweiflung» besitzt zwar in der Tat visuelle Schmerzgrenzen bis hin zu genitalen Verstümmelungen und die Frage, ob dies alles nötig sei, lässt sich berechtigterweise