seinem Leben zu verbannen. Vielleicht wäre Michael Jackson in einem anderen Leben ein Mönch geworden. «Es macht Spass, dass die Mädchen mich für sexy halten», erklärte Michael 1977 dem Jungjournalisten Taraborrelli, mit dem er sich angefreundet hatte. «Aber ich sehe mich selber gar nicht so. Es ist alles bloss reine Fantasie. Mir gefällt es, die Fans glücklich zu machen, deswegen werfe ich mich manchmal in eine gewisse Pose oder ich tanze auf eine Art, dass man meinen könnte, ich sei romantisch veranlagt. Aber in Wirklichkeit glaube ich, dass ich es gar nicht bin.»
Ungefähr zu dieser Zeit lernte er die knapp 14jährige Tatum O’Neal kennen, die Tochter von Schauspieler Ryan O’Neal, die vier Jahre früher einen Oscar gewonnen hatte für ihre Rolle als kettenrauchende Göre in «Paper Moon». In «Moonwalk» behauptet Michael, Tatum sei seine erste «wahre Liebe» gewesen – nach Diana Ross. Offenbar hatte er Tatum vergessen, als er 1993 mit Oprah Winfrey sprach. Während des Interviews mit Martin Bashir im Jahr 2003 erinnerte er sich wieder an sie. Er beschrieb seine Angst, als es irgendwie passiert war, dass er mit Tatum allein im Schlafzimmer stand und sie die Lichter ausmachte und wollte, dass er sich neben sie hinlegte. Aber dann habe sie gespürt, dass er noch nicht bereit sei «dafür», da sei sie aufgestanden und davongegangen. Nachdem das Bashir-Interview ausgestrahlt worden war,
veröffentlichte O’Neal eine Presseerklärung. Darin hiess es: «Michael Jackson hat eine lebhafte Fantasie.»
Noch etwas anderes stellte seinen selbstauferlegten Perfektionszwang vor eine schwere Prüfung. Michael Jackson litt an Akne. «Weil das Showbusiness und die Karriere mein Leben waren, begegnete ich dem schwierigsten Problem, mit dem ich als Teenager zu kämpfen hatte, nicht im Aufnahmestudio und nicht auf der Bühne. Mein grösster Kampf war mit dem auszufechten, was ich im Spiegel sah», schreibt Michael, «denn zu einem grossen Grad ist meine Identität als Person mit meiner Identität als Celebrity verstrickt.» Jedes Mal wenn er in den Spiegel geblickt habe – und man ahnt, dass dies kein seltenes Vorkommnis war – hätten sich die Pickel erneut vermehrt. In der Kombination mit einem plötzlichen Wachstumsschub waren die Auswirkungen offenbar verheerend. Zumindest zwei Aspekte vom Pubertätstriumvirat Pickel, Wachstumsschub und Stimmbruch gehören über kurz oder lang zur Realität von jedem Teenager und hinterlassen selten bleibende psychische Spuren. Im Fall von einem Kinderstar ist die Situation komplizierter. Es sei ihm nun des Öfteren passiert, dass jemand auf der Suche nach dem putzigen kleinen Michael durch die Garderobe geschweift sei und ihn glatt ignoriert hätte. Ein 1.80 grosser Brummbär mit einem Gesicht voller Pusteln war nicht das, was man erwartet hatte. Es war auch nicht das,