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das kulturelle überformat
Nr. 26 / 24. Juli 2009
#«Black and White» – Crossover
  3/6
dossier: Michael Jackson
«Black and White» – Crossover

The Rolling Stones
Die Stones strebten eine ähnliche Stilmelange an wie die Beatles, gingen die Sache aber deutlich rauhbeiniger an und orientierten sich nicht zuletzt am urbanen, elektrischen Blues von Chicago. Interessanterweise findet sich auf ihrem Debüt-Album auch die soulige Holland/Dozier/Holland-Komposition «Can I Get A Witness» aus der Motown-Hitfabrik.


Motown
Berry Gordy Jr. formierte Motown Records Ende der 1950er Jahre mit der spezifischen Absicht, aus Elementen der schwarzen Musiktradition eine quasi «farbenfreie» Popmusik zu schaffen, die auch auf dem weissen Markt bestehen könnte. Er achtete darauf, dass es in jedem Song mehrere «Hooks» gab, dass kein Patois verwendet wurde und dass die Songs so kurz waren, dass man sie am liebsten gleich nochmals gehört hätte. Eine Reihe von Hauskomponisten wie Smokey Robinson und Holland/Dozier/Holland strickten Hits am Laufmeter, Gordy wachte im Studio darüber, dass Stimmen wie Mary Wells, The Miracles, The Marvelettes, Stevie Wonder, Four Tops, Temptations und viele andere seine napoleonischen Wünsche entsprechend interpretierten. Das Rezept funktionierte – nicht zuletzt dank den Beatles. Deren erste Platte waren in den USA vom unabhängigen R&B-Label Vee-Jay veröffentlicht worden, weil Capitol Records ihren Ruf mit den Schreihälsen nicht ruinieren wollte. Ihr Erfolg und die Tatsache, dass sie in Interviews immer wieder von ihren Vorbildern in der R&B-Szene sprachen, machte diese Musik unter weissen amerikanischen Popfans nicht nur salonfähig sondern es gehörte zum guten Ton, sich schwarze Musik anzuhören. Motown profitierte davon.


Miles Davis: «Bitches Brew»
Auf diesem 1970 veröffentlichten Album rückte Miles Davis seinen Jazz näher zum Rock hin. Elektrische Pianos, Gitarren und zum Teil sogar dreifach geführte Drums prägten einen gänzlich neuen Sound, dessen «funky» Rhythmen auch noch den Geist von James Brown heraufbeschwörten. Beim Erscheinen löste das Album selbst unter angestammten Davis-Fans eine heftige Debatte aus. Die neue Instrumentierung, ganz zu schweigen von den Rhythmen, verstiessen gegen allerhand «Regeln» des klassischen Jazz. Das Album war aber ein veritabler Bestseller und es konnte eine neue Generation für den Jazz gewinnen.