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das kulturelle überformat
Nr. 26 / 24. Juli 2009
#«Black and White» – Crossover
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dossier: Michael Jackson
«Black and White» – Crossover

Bill Haley: «Rock Around The Clock»
In den frühen 1950er Jahren war das Musikbusiness in den USA streng geteilt. Das «weisse» Segment – «Popular» genannt – beschäftigte sich mit beschwingten Show-Tunes, Big-Band-Nummern und seichten, weissen Versionen von Rhythm & Blues-Schlagern. Das schwarze, sogenannte «Negro»- respektive «Race»-Segment lebte von Blues und R&B. Letzteres war aber für bloss 5,7% aller Plattenverkäufe in den USA verantwortlich. Das Plattenlabel Decca gehörte zu den ersten, die ahnten, dass schwarze Musik auch im weissen Publikum Absatzchancen haben könnte. Man warb dem Indie-Label Essex den weissen Bill Haley ab, der bei seiner ersten Decca-Session «Rock Around the Clock» und «Shake, Rattle and Roll» einspielte. Die Stimme war eindeutig weiss, beziehungsweise «Pop». Die Arrangements standen näher bei einer anderen neuen musikalischen Mischform, dem Western Swing. Der Rhythmus aber kam vom Rhythm & Blues her – wurde von Haley allerdings rigider durchgezogen, als es im R&B der Fall gewesen wäre. Das Resultat: der erste Rock’n’Roll-Hit, der es 1955 auch in die Popcharts der Fachzeitschrift Billboard schaffte.


Elvis Presley: die Sun Records-Aufnahmen
Haley lieferte den ersten grossen Schlager, Elvis und sein Produzent Sam Phillips zeigten mit ihren Aufnahmen im Sun-Studio erst die vielfältigen stilistischen Möglichkeiten auf, die in der noch so embryohaften Mischmusik steckte. Die Musik reflektierte die Hörgewohnheiten im Schmelztiegel Memphis: es gehörten dazu Gospel, Blues, Doo-Wop und R&B ebenso wie die ebenfalls noch neue Country & Western-Musik.


The Beatles: «Please Please Me»
Die Beatles hatten als «punkige» Skiffle-Gruppe angefangen, die ihr Material einerseits aus dem Schnittgebiet zwischen amerikanischen Volksliedern und komponierten Songs im Stil von Woody Guthrie, andererseits aus dem Blues bezogen. Als sie sich zu den Beatles wandelten, suchten sie ihre Inspiration vermehrt im Rhythm & Blues, sangen diesen aber wiederum mit eindeutig weissen «Pop»-Stimmen, -Harmonien und Arrangements. Damit erschlossen sie den R&B für ein junges britisches Publikum.