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das kulturelle überformat
Nr. 24 / 12. Mai 2009
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

Davon, dass er einmal eine elegante Figur gemacht haben muss, zeugten bis zum Schluss ein rotes Jacket, das im Gegensatz zu seinem Inhalt partout nicht älter werden wollte, und ein Bärtchen, bei dem jedes Haar mit peinlichster Akribie auf die richtige Länge zurechtgestutzt war.

Nur in seinem Sprachgebrauch war Davey nicht elegant. Das Wort «Arsehole» gehörte zu seinen liebsten. Möglicherweise hing das mit der etymologischen Verwandtschaft mit dem Namen seines Lieblingsklubs zusammen. Jedenfalls konnte Davey das Wort «Arsehole» hingeifern, dass es einem ob dem damit einherkommenden Schwefelgestank speiübel wurde. Ich hatte früh erkannt – früh, als wir beide noch Stammgäste im Black Lion waren, ehe dieser in einen teuren Gastropub voll von Grossmäulern und angehenden 4 x 4-Fahrern verwandelt wurde – dass man den Schwefelwolken nur entfliehen konnte, wenn man Davey ein Bier spendierte. Ein «Arsehole» war man dann zwar immer noch, aber immerhin liess Davey dann den Schwefel weg. Nein, David Pritchard war kein kuscheliger Geselle. Seine Konversation bestand zumeist aus einem kaum verständlichen und doch unmissverständlichen Knurren. Wer ihm ein halbes Bier spendierte, war ein «Arsehole», weil er kein Ganzes springen liess. Ein «Arsehole» war, wer sich der Sitten des Pubs unkundig auf den Hocker gesetzt hatte, der ab fünf Uhr ihm gehörte. Ein «Arsehole» war erst recht, wer sich in einer Montur im Pub zeigte, die Daveys kultivierten Sinn für Eleganz nicht zu befriedigen vermochte. Ein «Arsehole» konnte auch der Wirt sein, wenn er Davey zwei Stunden nach der Polizeistunde doch noch hinauswarf.

Irgendeinmal irgendwo war Davey verheiratet gewesen. Irgendwo gibt es eine Tochter und einen Enkel. Davon redete Davey zwischen fünf Uhr, wenn die Privatkunden, die ihn daheim besuchten, heimgegangen und auch die Pferdewettgeschäfte abgeschlossen