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das kulturelle überformat
Nr. 24 / 12. Mai 2009
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

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Wenn der weisse Flieder wieder blüht

Ich habe die Kreuzberger Maifeierlichkeiten gut hinter mich gebracht, danke. Ich kann allerdings auch kaum sagen, wie genervt ich davon war. Angeblich gab es die härtesten Auseinandersetzungen mit der sogenannten Staatsgewalt seit langer Zeit. Wobei die Polizei offenbar weniger cool als in den vergangenen Jahren seit Einführung des bürgergestalteten Myfests vorging. Ich konnte, das zwischendurch, allerdings auch mit dem friedlichen Myfest nie viel anfangen – zu voll, zu viele zottlige Trinker, zuviel frittenölhaltige Luft – das vor sieben Jahren eingeführt wurde, um die Energie am Tag der Arbeit umzuleiten, in hausgemachte Musik, viel Gebrate und ordentlich zu trinken. Was zumindest in diesem Jahr dazugeführt hat, dass sich die folkloristischen Idioten des so genannten schwarzen Blocks besoffen auf die Polizisten stürzten, das Pflaster zwecks Wurfgeschossen aufbrachen und, so liest man, den Feind mit Brennbarem übergossen und anzündeten.

Alles, puh, für die bessere Welt und als Drohung an die Bänker und Politiker, die freilich lässig in den hervorragend renovierten Altbauten von Mitte und Prenzlauer Berg wohnen, wo die angeblichen Autonomen (autonom wem gegenüber? Verstand?) sich nicht hintrauen. Die fackeln seit Jahren lieber die mühsam zusammengesparten Mittelklassekutschen der letzten Kreuzberger mit festem Einkommen ab. Dabei liegt die Friedrichsstrasse mit den allernobelsten Autovertretungen keine fünf Fahrradminuten vom Oranienplatz, dem Festzentrum zwischen Moritzplatz und Görlitzer Bahnhof.