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das kulturelle überformat
Nr. 24 / 12. Mai 2009
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
  4/5
gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

Weil sie zwar abseits, aber mitten drin im Galeriengedöns liegt, konnte man sich von Kritikern und Galeristen dann erzählen lassen, was man beim Galerieweekend, das über den 1. Mai stattfand, nicht verpasst hatte. Dabei war ich sogar selbst kurz bei einer Eröffnung gewesen, allerdings schon am 30. Bei Laura Mars nämlich (nach dem duften, von John Carpenter geschriebenen Psychohorrorstreifen um eine blutig seherisch veranlagte Faye Dunaway), in der Sorauer Strasse in Kreuzberg, gleich um die Ecke der späteren Feierlichkeiten. Es gibt die sehr schöne Fotoausstellung von Stephanie Kloss, die eigentümlich entfärbte, kühle und quasiabstrakte Regenwaldfotos zeigt.

Insgesamt nimmt die Stadt seit April ziemlich Fahrt auf, sogar die erste Woche Sommer ist bereits vorbei und bald kann ich die fiesen gelben Pilze, die aus dem Boden meines Bougainvillea-Topfes wuchern auf dem Balkon austrocknen lassen. Einen weissen Flieder, wie es sich gehört für den Schlafzimmer-Balkon, habe ich auch gekauft. Täglich überbieten sich die Veranstalter mit Konzerten, so dass in einer Woche, wenn nicht am selben Tag die Yeah Yeah Yeahs ihr prima tanzlüsternes neues Album vorstellen, Peaches wieder Sexual- und Genderkundliches lehrt und Beyoncé ihren hüftstarken Plastillin-R’n’B vorstellt. Nebendran, eine meiner beliebten «Pointen, die das Leben schreibt», im Postbahnhof, stellt der seltsame Dr. von Hagens seine kopuliernden, enthäuteten Körperwelten-Leichen aus.

Interessanterweise nimmt gerade jetzt die Süddeutsche Zeitung in Gestalt Gustav Seibts, den man gar nicht für so clubbegeistert gehalten hätte, ein Lob des Buches von Tobias Rapp über das Berliner Nachtleben zum Anlass, dieses zu verabschieden. So wie im nicht so guten Rocko-Schamoni-«Dorfpunks»-Film ein Dorfpunk das Wesen des Punk damit erklärt, dass Punk nur solange Punk sei, solange er als Punk eben noch nicht sei, so zeige das Sein des Buches übers Nachtleben das Ende des Nachtlebens im