Leonard Cohen markierte den Archetypus des eleganten, gebildeten, paradoxerweise zynischen und doch romantischen Stadtpoeten. Joni Mitchell war die freigeistige junge Dichterin, die den Männern kaltblütig den Kopf verdrehte. Joan Baez war die schöne, humorlose, passionierte Stimme der Stummen. Neil Young der selbstzerfleischende, lebenshungrige Sucher. James Taylor das depressive Drogen- und Liebesopfer. Arlo Guthrie (Sohn von Woody) der schräge Witzbold. Mit Carole King schaffte sogar eine angestammte (hochkarätige) Fliessband-Pop-Komponistin den Sprung vom Kommerz in die Kategorie der ernstzunehmenden Selbstdarsteller. Im Weltbild der rebellischen Sixties hatte sich nun ein breiter Graben aufgetan zwischen der Popszene und den Künstlern, denen es auch um Selbstverwirklichung und soziale Relevanz ging. Der Singer/Songwriter war der Star in dieser neuen Weltordnung – ein romantisch angehauchter Einzelkämpfer, der furchtlos den Weg ging, den ihm seine Muse vorschrieb.
Dank der musikalischen Wegbereitung durch Dylan und die Beatles schienen die Möglichkeiten endlos zu sein. In den USA war aber musikalisches Eigenbrötlertum weniger gefragt als in Grossbritannien. Auf der Insel sind künstlerische Exzentriker traditionellerweise besser gepflegt worden. Nicht unbedingt die Archetypen ernteten am meisten Lob, sondern eher die gewieften Aussenseiter, die der Massenbewegung einen neuen Drall gaben. Ein Opfer dieser Situation war in den USA Tim Buckley. Mit seiner gewaltigen Stimme liess er sich auf die äussersten Äste des frei improvisierten Musizierens hinaus und wurde für den Mut mit Depressionen und