«Als Woody diese Songs schrieb, stand der Folk auf der Kippe», erklärt der englische singende Songschreiber Billy Bragg, der zusammen mit der Band Wilco Ende der neunziger Jahre zwei Alben mit Woody-Guthrie-Interpretationen veröffentlichte. «Es war der Zeitpunkt, wo Musik aufhörte, traditionell zu sein und kommerziell wurde.»
Vater und Sohn: Guthrie und Dylan
1941 berichtete Guthrie, dass ihm seine Mutter einst «Gipsy Davie» beigebracht hatte, ein Lied, das in England um 1630 erstmals niedergeschrieben wurde. In den Liedern von Woody Guthrie stecken also mindestens dreihundert Jahre Sozialgeschichte. Indem er seinen Namen unter die Kompositionen und Texte setzte, die er daraus machte, gab er ihnen einen Datumsstempel und machte sie damit zur Momentaufnahme. «Guthrie fing als anonyme Stimme in der Folktradition an», sagt Bragg, «und wandelte sich zur ersten Person, die aus dieser Tradition als Individuum herausragte. Wir wissen, dass der Autor von ‹This Land is Your Land› Woody Guthrie heisst. Hätte er zwanzig Jahre früher gelebt, wüssten wir es nicht.»
Guthrie und Pete Seeger wurden wegen ihrer politischen Überzeugung durch Senator McCarthys Kommunistenjagd weitgehend kalt gestellt. Im Rahmen der Völkerrechtsbewegung der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre blühten sie und ihre Musik indes wieder auf. Joan Baez, Phil Ochs, Pete Seeger und viele andere schafften es mit Liedern, die dem Publikum ins politische Gewissen redeten, sogar in die Charts. Der noch ganz junge Bob Dylan aber gab sich nicht damit zufrieden, alte Melodien mit neuen Texten zu versehen – er besuchte Woody Guthrie im Spital (Guthrie litt am Huntington Syndrom) und labte gleichermassen an der Quelle. Was Dylan von der Konkurrenz unterschied war erstens ein Querschädel sondergleichen, der es ihm erlaubte, ungeachtet irgendwelcher Einwände allein seiner Nase (und seiner Libido) zu folgen. Zweitens ging er nicht mit der