Die Hitparaden (in den USA in den vierziger Jahren eingeführt) wurden in den Vierzigern und Fünfzigern von sauber herausgeputzten Establishment-Sänger/Innen und einer endlosen Abfolge von Songs aus der Feder von professionellen Songschreibern dominiert, die in den Büros von Verlagen und Plattenfirmen im Akkord komponierten. Im Unterholz begannen indessen die Steine zu rollen. Der Rock’n’Roll brachte gänzlich neue Sounds und Attitüden auf den Plan. Im Country & Western – bis dahin eine gesäuberte und fast sinnentleerte Fassung von Folkmusik – setzte Hank Williams mit seinen ur-persönlichen Einsamkeitsliedern neue Akzente. Die fünfziger Jahre wurden in den USA auch vom Konflikt zwischen Arbeitern und Arbeitgebern, zwischen Links und Rechts geprägt. Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum Singer/Songwriter war Woody Guthrie. Geboren 1912 im ländlichen Oklahoma flüchtete er mit neunzehn Jahren vor der Armut der «dustbowl era» (eine desaströse Landwirtschaftspolitik hatte weite Teile des Südens in eine Wüste verwandelt) nach Kalifornien, um schliesslich in New York zu landen und anfangs der vierziger Jahre mit Pete Seeger die Almanac Singers zu gründen – vielleicht die erste Protestmusikgruppe überhaupt. Guthrie verfügte über ein gewaltiges Repertoire von Folksongs und zehrte von diesem, um eigene Lieder zu schreiben, die sich ebenso um Sex und Alkohol wie ruppigen Klassenkampf drehten.