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das kulturelle überformat
Nr. 5 / 31. Mai 2007
#Revival eines Genres
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dossier: Singer/Songwriter
Revival eines Genres

kurz: Leadbelly – zu verdanken haben. Dieser steckte wegen Mordversuch im Gefängnis von Louisiana, als ihn die beiden Musikforscher im Rahmen des Versuches, mittels Tonband eine klingende Geographie der amerikanischen Folkmusik zu schaffen, entdeckten und die ersten Aufnahmen von ihm machten. Zur Begleitung von Gitarre und Akkordeon interpretierte Leadbelly durchwegs alte Folksongs, aber er verpasste diesen einen unverkennbaren persönlichen Touch (auf späteren Platten präsentierte er sich als Blues-Sänger – aber nur deswegen, weil die Plattenfirma ARC meinte, einem Schwarzen würde das kaufkräftige Publikum den Blues eher abnehmen als «weisse» Farmerlieder).

Der Vorgang, dass ein Interpret einen alten Song seinen eigenen Bedürfnissen anpasste, war bestimmt nicht neu – nur so hatte sich die Folkmusik über die Jahrhunderte hinweg weiterentwickeln können. Neu an Leadbelly war aber die Tatsache, dass sein Vortrag nun in befriedigender Tonqualität festgehalten, kopiert und über das ganze Land verbreitet werden konnte. Nicht nur seine Stimme wurde dadurch «unsterblich», auch seine Arrangements und Interpretationen. Ähnliches gilt für den Delta-Blues-Mann Robert Johnson. Er war nicht der erste Blueser, der ab Schellack zu hören war. Diese Ehre gehörte George W. Johnson, dessen «Laughing Song» schon 1895 erschienen war; «Crazy Blues» von Marnie Smith erschien 1920 und verkaufte sich zum beachtlichen Preis von einem Dollar innert eines Monates 75'000 Mal! Aber bei den Aufnahmen von Robert Johnson konnte man zum ersten Mal einen veritablen musikalischen Quantensprung miterleben. Niemand hatte den Blues vorher so gesungen wie er. Allerdings merkte das vorerst keiner. Johnsons Einfluss wirkte sich erst in den sechziger Jahren aus, als einerseits Bob Dylan (mit Versionen von «Kind Hearted Woman Blues», «Milkcow’s Calf Blues», «Rambling On My Mind» und «I’m A Steady Rolling Man») und andererseits Bands wie die Rolling Stones, Fleetwood Mac und die künftigen Mitglieder von Led Zeppelin nach einiger Archäologiearbeit die Qualitäten von Robert Johnson endlich frei schaufelten.