afrikanischen Griots oder in neuerer Zeit die Reggae-«Toaster» (Sprechsänger, Rapper) die konkrete Aufgabe, ihr grösstenteils analphabetisches Publikum über die Vorgänge in der Welt zu informieren. Sie taten dies, ohne auf Autorenschaft zu beharren: ihre Lieder gingen von Hand zu Hand, wurden immer wieder ergänzt und erneuert und gingen schliesslich in den gewaltigen Katalog von «Volksliedern» ein, der heute noch Allgemeingut ist.
Im hohen Mittelalter traten dazu die Minnesänger, beziehungsweise Troubadoure auf. Am Anfang war der Minnegesang ein Hobby der Ritter, die sich am Rande von Turnieren auch gern im Vortrag von Liebesliedern massen. Mit der Zeit traten Profi-Minnesänger auf den Plan, die den Rittern gegen gute Bezahlung schlaue Verse auf den Leib dichteten und deren Namen – Walther von der Vogelweide, Albrecht von Johansdorf – heute noch als Autoren bekannt sind. Mit Mozart und Beethoven, dann mit Schubert, Schumann und Brahms wurden die Einflüsse aus Minnegesang, Volkslied, Kirchenlied und klassischer Komposition zum Kunstlied mit Pianobegleitung verwoben. In Kombination mit Oper, Operette und Volkslied entstanden daraus schliesslich auch das Kabarettlied und der kommerzielle Schlager des zwanzigsten Jahrhunderts.
Liebe und Krieg
Die wahren Wurzeln des heutigen Singer/Songwriter stecken aber im Folk und im Blues. Lieder, die von Generation zu Generation weitergereicht wurden, in denen es ums Existenzielle ging: Liebe, Krieg und Arbeit. Im angelsächsischen Sprachraum scheint diese Tradition wesentlich umfassender und intensiver gepflegt worden zu sein als etwa im Deutschen. Zumindest ist das traditionelle Liedgut von Grossbritannien (durch Cecil Sharp) und den USA (Harry Smith, die Lomaxes und andere) früher und systematischer eingefangen und katalogisiert worden. John und Alan Lomax waren es denn auch, denen wir die Entdeckung von Huddie William Ledbetter –