«Cracking», die erste Nummer von meinem Debütalbum, ist so ein Song. Damals hatte ich das Gefühl, etwas wirklich Originelles vollbracht zu haben, das noch keiner vor mir getan hatte – bis mir alle Laurie Anderson unter die Nase rieben.
Ihr Hauptinstrument ist ja die Gitarre. Ist das ein Vorteil, oder schränkt Sie dieses Instrument auch ein?
Ich liebe die Gitarre, es gibt nichts Schöneres, als sie in Händen zu halten und das Gefühl zu haben, dass sie genau das tut, was man von ihr will. Aber ich müsste mehr üben, denn wenn ich sie nach einer längeren Pause wieder in die Hand nehme, kann es ziemlich schmerzhaft sein, bis ich mich wieder eingespielt habe. Es ist erschöpfend, die akustische Gitarre zu bedienen, darum mag ich es, wenn meine Band einige meiner Parts übernimmt. Das gibt mir mehr Freiheit auf der Bühne, dann bin ich am Ende eines Konzerts auch nicht erschöpft, sondern erfrischt.
Kurz vor der Tournee zu «Songs In Red And Gray» brachen Sie sich den Arm und konnten erst nach einigen Monaten wieder Gitarre spielen. Hat dieser Unterbruch Ihr Spiel irgendwie verändert?
Ich wünschte, ich könnte die Frage mit Ja beantworten. Das wäre eine wirklich schöne Geschichte, aber sie wäre nicht wahr. Die Gitarre lag danach in meinem Schoss, als
wäre sie nie weg gewesen. Aber für mich war es eine Offenbarung, dass ich bei meinen Konzerten gar nicht spielen musste, um das Publikum zu unterhalten. Ich konnte einfach dastehen oder mich ein bisschen bewegen – ich bin schliesslich keine Shirley Bassey – und trotzdem das Gefühl haben, die Musik würde durch mich fliessen. Das hat meinem Selbstbewusstsein sehr gut getan.
Ich habe Sie auf dieser Tournee gesehen, und Sie waren wirklich sehr witzig. Das hat mich überrascht, ich hatte einen eher introvertierten Auftritt erwartet.
Mir ist es wichtig, den Kontakt zum Publikum herzustellen, denn wenn ich das nicht tue, wird alles sehr flau. Meine Songs sind ja nicht immer sehr erhebend, da muss ich die Leute ein bisschen zum Lachen bringen oder sie dazu provozieren, einen Dialog mit mir anzufangen. So etwas kann natürlich auch in die Hosen gehen, manche Zuschauer wollen dann gar nicht mehr stillsitzen. Aber wie gesagt: mir ist der Kontakt mit dem Publikum wichtig, darum versuche ich mich auch mitzuteilen und die Leute auf Dinge aufmerksam zu machen, die ich für mich entdeckt habe oder irgendwie interessant finde.
Wir haben am Anfang dieses Gesprächs über die häusliche Intimität Ihrer Songtexte geredet. Mir scheint, als würden sie das gleiche Prinzip auf Ihre Konzerte anwenden.