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das kulturelle überformat
Nr. 5 / 31. Mai 2007
#Interview mit Suzanne Vega
  5/9
dossier: Singer/Songwriter
Interview mit Suzanne Vega

musste sie immer wieder von meinen eigenen Vorstellungen und Vorlieben überzeugen. Wenn man vor dem Computer sitzt, kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen und die Dinge ziemlich wild durcheinander mischen, ohne dass man sich zuvor auf lange Diskussionen einlassen muss.

Wenn man mit Musikern über die Vorzüge der digitalen Aufnahmetechnik spricht, begeistern die sich meistens für Techniken wie «Cut & Paste». Ihnen ging es hingegen darum, verschiedene Rhythmus- und Klangschichten übereinander zu legen.

Was nicht heissen soll, dass wir nicht mit der Struktur der Songs herumgespielt hätten. Für mich war es aber neu, zuerst einen Text und eine Melodie zu haben, und erst im Nachhinein einen Gitarrenpart entwickeln zu können. Der Song «Bound» entstand eigentlich aus einem Streichersample heraus, da haben wir so lange daran geschnipselt, bis sich eine bestimmte Stimmung herauskristallisierte.

In ihren Songs – «Bound» ist dafür ein gutes Beispiel – benutzen sie häusliche Aktivitäten oft als Metapher für emotionale Prozesse. Es geht darin oft um Putzen oder Sticken. Woher kommt das?


In meinen Songs geht es oft darum, Ordnung zu schaffen und sauber zu machen, aber ich weiss nicht, was das über meine Persönlichkeit aussagt. Ich war die Älteste von

vier Kindern, also hat meine Mutter mir viele häusliche Pflichten auferlegt, da wurde ich sehr früh eingespannt. Und ich mag gewisse häusliche Aktivitäten immer noch. Ich sticke fürs Leben gern, mir gefällt der taktische Aspekt dieser Arbeit. Das schickt sich für einen Rockstar nicht, das ist mir schon klar, und ich hoffe, dass die Fans mir das nicht übel nehmen, dass ich nicht sehr wild bin und mich für Dinge begeistere, die sonst als langweilig gelten.


CD-Cover © Albert Sanchez