Neil Casal: Wir sind ja nicht nur Musiker, sondern auch passionierte Hörer und angefressene Fans. Deshalb haben wir als Band ein ausgesprochen breites Kollektivwissen zu jeder Zeit präsent. Wir lieben eine alte Merle-Haggard-Platte genauso wie Punk und Metal. Wir kommen alle aus anderen Richtungen und jede einzelne Erfahrung fliesst dann ins Kollektiv ein.
Ryan Adams: Und geographisch gesprochen: unser Hardcore-Countryman, Jon Graboff an der Pedal Steel Gitarre, kommt aus Brooklyn. Das muss man sich erstmal vorstellen. Er kennt jeden einzelnen Bluegrass-Song dieses Planeten und kommt aus Brooklyn. Und ich komme aus North Carolina und träumte davon, bei Slayer spielen zu dürfen. Es geht in der Musik darum, Texte zu transportieren. Und manchmal gehen die Texte irgendwie nicht ab. Man muss ihnen einen bestimmten Flavour unterlegen, damit sie funktionieren. Die Stones haben dies zum Beispiel bei «Some Girls» auch gemacht. Da bricht man halt aus dem gewohnten Rahmen aus. Gut gemachte Übergänge gehören sowieso mit zum Grössten was es gibt. Wenn Du Black Sabbath und Merle Haggard zusammenbringen kannst – that’s the shit, man!
Neil Casal: Ryan Adams gehört ja zu den Furchtlosesten in dieser Hinsicht. Wie oft habe ich Leute schon entsetzt sagen hören: «Ja, aber das dürfen wir so nicht machen, das geht
so nicht.» Bei uns schon. Die eine Sekunde Death Metal, die andere dann Jim Croce. Für uns ist so etwas okay.
Ryan Adams: Ich würde sogar sagen: Superokay ist das (grinst).
Brad Pemberton: Das Interessante ist ja, dass das Publikum diese Vielfalt akzeptiert und geniesst, während andere Musiker den Kopf schütteln. Du findest an unseren Konzerten das junge Metal-Publikum genauso wie das Ehepaar in den Fünfzigern, das Folkmusik liebt.
Ryan Adams: Damit man uns nicht falsch versteht. Wir klingen ja nicht wie Iron Maiden oder die Flying Burrito Brothers. Es ist mehr so, dass diese verschiedenen Aspekte und Haltungen tief in unserem eigenen Sound stecken.
Alle Türen stehen offen.
Ryan Adams: Genau. The Cardinals werden durch keine Hindernisse aufgehalten. Da müssten uns die Baseballer von den St. Louis Cardinals schon einen Brief schicken, um uns den Namen zu nehmen. Aber was ich an der momentanen Situation schätze, ist die Tatsache, dass meine Rolle zugunsten der anderen geschmälert wird. Es sind zwar meine Songs, aber im Kollektiv bin ich bloss Teil und kann auch mal einfach zusehen und zuhören,