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das kulturelle überformat
Nr. 5 / 31. Mai 2007
#Interview mit Rufus Wainwright
  4/8
dossier: Singer/Songwriter
Interview mit Rufus Wainwright

Leben gewartet hatte – eine Oper mit dem Titel «Primadonna». Sie dreht sich um einen Tag im Leben einer Operndiva. Darauf kam ich, als ich einen Film über das Leben von Maria Callas sah. Die Oper ist ja unterdessen so weit von unserem täglichen Leben entfernt, dass das einzige, was darin noch Sinn ergibt, die Opernwelt selber ist. Anyway – eine Woche nach dem Einfall kam ein Anruf von der «Met», ob ich eine Oper für sie komponieren wolle. Perfekte Fügung!

Ein grosser Teil des Albums wurde in Berlin aufgenommen. Weil Ihr Lebenspartner dort wohnt?

Der wohnt heute ebenfalls in New York, aber damals war er tatsächlich in Berlin, und das war mit ein Grund dafür, weshalb ich dort arbeiten wollte. Ein anderer war, dass ich an einen Ort gehen musste, der tatsächlich einmal ganz zerstört worden war. In New York war es mir äusserst unwohl geworden. Die Stadt ist unglaublich kommerziell eingestellt. Vieles ist Fassade und PR. Gleichzeitig gibt man sich als big, bad, tough New York, the Real Thing – und das finde ich fragwürdig. All dieses Gerede über Terrorismus, 9/11, «Amerika steht unter Attacke», «wir könnten jeden Moment sterben» – ich sagte zu mir selber: weisst du was? Ich geh jetzt mal an einen Ort, wo dies tatsächlich geschehen ist. Wo der Horror tatsächlich stattgefunden hat, wo man darüber auch heute noch redet, aber wo es vom Gefühl her einen anderen, gesünderen Stellenwert einnimmt.

Man soll mich nicht missverstehen – 9/11 hat mich auch stark getroffen. Aber ich habe die Leute in New York satt, die nur noch davon reden und tun, als wüssten sie, wovon sie reden.

Wie hat sich die Berliner Umgebung auf Musik und Texte ausgewirkt?


Es ist ironisch – Künstler wie David Bowie und Iggy Pop, die ebenfalls nach Berlin gingen, kamen mit sehr düsteren Alben zurück, und so etwas schwebte mir selber ebenfalls vor. Ein dunkles, mysteriöses Underground-Album. Stattdessen ist ein fast schon traditionelles deutsches Album herausgekommen, durch und durch Rokoko, fast schon Wienerisch im Geist. Ich wollte Düsterkeit und entdeckte Blondschopf und Lederhosen!

Verliebten Sie sich in Berlin?


In Berlin verliebte ich mich schliesslich richtig in Jörn, meinen Lebenspartner, denn da verbrachten wir am meisten Zeit. Wir reisten viel herum. Österreich, Bayreuth, Weimar – solche Orte halt. Es ist komisch – wenn man mit Nicht-Opernfans über so etwas redet, halten die einen gleich für einen Vollblutnazi. Aber als Fan von Oper und klassischer Musik muss man einfach diese traditionelle deutsche Kultur schätzen.

Sie haben schon viele Lieder über die Suche nach der Liebe gesungen. Wirkt die Liebe