Bei unserem letzten Treffen kündigten Sie an, beim nächsten Album würden Sie die Zutaten weniger gehäuft auftragen. Jetzt klingt das neue Album kein bisschen weniger üppig. Was ist denn passiert?
(grinst) Ich habe in der Verwirklichung des Konzeptes total versagt. Ich war ein Narr, als ich glaubte, ich könnte jetzt – nach den von mir absolvierten Judy-Garland-Konzerten, und ob der Tatsache, dass die Kontrolle über die Albumproduktion ganz bei mir lag, und ich auch noch bei so lachhaft guter Gesundheit bin – plötzlich auf dunkel und mysteriös umschalten. Im Studio erlebte ich so etwas wie eine «White Light»- Erfahrung. Es kam zu einer Explosion von allem, was sich in den letzten Jahren in Sachen musikalischer Bildung, Liebe zur Oper, Liebe zum Drama und Freude am Grandiosen in mir angestaut hatte. Da hab ich das ursprüngliche Konzept halt sausen lassen.
Mindestens in einem der Lieder, auf «Going To A Town», schlagen Sie trotzdem noch böse politische Töne an. «I’m so tired of you, America», singen Sie da.
Meine Lieder handeln meistens von meinem Leben und von meinem Denken. Ich glaube, es ist einem denkenden Amerikaner nicht mehr möglich, die Tatsache zu ignorieren, dass die USA auf so vielen Ebenen massiv versagt haben. Heute sind sogar gestandene Republikaner sauer über die Richtung, die das
Land eingeschlagen hat. Die Gedanken, die ich in dem Lied ausdrücke, sind nichts weiter als eine Facette von meinem Alltag. Heute ist es keine grosse Sache mehr, wenn einer sagt, er hasse Amerika. Es wird fast schon erwartet von einem. Das ist traurig. Auf der anderen Seite ist es ein guter Ausgangspunkt. Im Hinblick auf die kommenden Wahlen und auch im Hinblick auf die Tatsache, dass die Erde buchstäblich nach Luft ringt, gibt es viel zu tun.
Vor unserem Treffen durfte ich das Album nur einmal kurz anhören (Anmerkung des Autors: aus Furcht davor, die Journalisten könnten die Musik ins Internet stellen, verschicken gewisse Plattenfirmen keine Rezensionsexemplare mehr). Drehen sich andere Songs um ähnliche Themen?
Viele Songs verlangen vom Hörer sehr viel ab, im Sinne einer Aufforderung, das Beste zu geben und das volle Potenzial seines eigenen Lebens auszuschöpfen. Ich sehe das Album als eine Art Fehde-Handschuh. Jahr für Jahr für Jahr habe ich hart gearbeitet, das Beste aus mir herauszuholen, und gerade habe ich diese Judy-Garland-Konzerte gegeben und eine Oper komponiere ich auch – und was macht IHR bitteschön? (lacht)
Sie schreiben eine Oper?
Ja, für die New Yorker Metropolitan Opera. Das war seit Jahren mein Traum. Nun hatte ich endlich den Einfall, auf den ich mein ganzes