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das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
#CD
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tipps
CD

Go
nsi

ra. Als Jónsi, seines Zeichens Sänger und Frontmann der isländischen Formation Sigur Rós, vor ein paar Monaten mit «Riceboy Sleeps» sein Nebenprojekt vorstellte, staunte man nicht schlecht, dass ausgerechnet ein Sänger sich für eine instrumentale Version des so typisch progressiv-verträumten Soundteppichs seiner Stammband entschieden hatte. Damals sorgte einzig ein Chor für vokale Elemente in einer atmosphärisch dichten Klangwolke. Nun kontert der selbe Mann allerdings mit «Go», seinem ersten Soloalbum. Und präsentiert dabei eine weitere Variante der Sigur-Rós -Architektur: dieselben Träumereien, dasselbe Schwelgen – doch diesmal im Popformat. Kurze Songs, zudem erstmals in Englisch gesungen (ansonsten benutzt Jónsi eine eigene Fantasiesprache), eröffnen den Zauber von Sigur Rós vielleicht auch einem breiteren Publikum. Oder vielleicht sind die Fans der Band, deren Songs sich nahe an der Gasförmigkeit bewegen, auch mal froh, etwas Handfestes in den Ohren zu haben. So oder so: «Go» ist verführerisch wie eh und je und verkürzt die Wartezeit bis zu einem neuen Werk von Sigur Rós. (EMI)

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La Pluie sans Parapluie
Françoise Hardy

ra. Nachdem Françoise Hardy vor vier Jahren mit «Parenthèses» ein spannendes, aber seines Konzeptes wegen eher zusammengewürfeltes Duettalbum mit Gästen von Alain Bashung über Henri Salvador bis Benjamin Biolay veröffentlichte, besann sie sich auf jene Tugend, die früher oder später jeden in der Öffentlichkeit stehenden Star überkommt: Sie nahm sich Zeit, auf ihre langjährige Karriere zurückzublicken und schrieb mit «Le Désespoir des singes…et autres bagatelles» eine in ihrer Ehrlichkeit entwaffnende Replik ihres Lebens. Trotz der abschliessenden Art ihrer Memoiren hat sie sich dennoch entschlossen, mit «La Pluie sans Parapluie» ein neues Album einzuspielen. Zwischen herbstzeitlosen Balladen, bluesigen Versatzstücken und leisen, fein austarierten impressionistischen Skizzen, die sie unter anderen auch mit Hilfe von Leuten wie Arthur H. oder Jean-Louis Murat realisierte, ist ein eklektisches und trotzdem ganz und gar homogenes Album entstanden. «La Pluie sans Parapluie» ist ein würdevolles und hochästhetisches Album. Leise, still, ein wenig melancholisch und doch in allen Belangen voller Lebenslust. Kurz: ein würdiges Alterswerk. (Virgin)

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