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das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
#Legendäre Alben wiedergehört: Herbie Hancock: «Thrust» (1974)
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musik
Legendäre Alben wiedergehört: Herbie Hancock: «Thrust» (1974)

verlassen, doch zeigen seine drei recht experimentellen Sextett-Alben Anfang der Siebziger – heute nach seinem afrikanischen Namen als «Mwandishi» (Schreiber, Schriftsteller)-Phase zusammengefasst – den Einfluss auch in der intensiven Beschäftigung mit Synthesizern und anderem elektronischen Gerät. 1973 löste Hancock die kommerziell und damals auch von der Kritik missachtete Band auf, und spitzte seinen Ansatz für das im gleichen Jahr erschienene Album «Headhunter» zu einem ganz amtlichen Funk zu. Mit dem am psychedelischen Sound Sly Stones orientierten Album gelang ihm prompt das bis dahin bestverkaufte Jazzalbum der Geschichte.

«Thrust» ist das zweite Album dieser zweiten elektrischen Phase. Es klingt noch selbstbewusster und selbstverständlicher und wirkt, finde ich, noch eleganter. Man kann natürlich auch noch kühler dazu sagen, was sich im Fall des sehr schicken elfminütigen «Butterfly» schön beweisen liesse, das tatsächlich unbeteiligt wie von einer leichten Brise beflügelt dahinsegelt, von einem weich flatternden, latininspirierten Funk gewogen, mit coolen, fluffigen Breaks und flirrenden Mellotronschlieren und Flöten und geführt vom weichen Saxophon Bernie Maupins, dem einzigen Verbleibenden der experimentellen Phase. Spät kommt Hancock mit einem vibratoklirrenden Fender dazu, um das Ganze nervöse hochhochschrauben bevor das Stück wieder zum stoischen Ausgangmuster zurückkehrt und dann auf einem Break stoppt.