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das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
#Interview Mark E. Smith
  4/9
musik
Interview Mark E. Smith

Der Titel ist ziemlich mysteriös. Die Interpretation hängt von der Betonung ab. Ist die Zukunft deswegen voll von Gerümpel, weil wir uns zuviele Sorgen um die Zukunft machen und uns dadurch die Gegenwart verstellen? Oder versperren wir unseren Kindern die Zukunft mit dem Müll, den wir heute produzieren?

Der Titel soll verwirren. Ich selber begreife ihn auch nicht recht. Gut so. Ich erinnere mich daran, wie ich drauf kam. Vor zwei Jahren spielten wir in Belfast. Nach dem Konzert kamen wir auf die Strasse raus und sahen überall die Plakate einer Bank mit dem Slogan «our equity is your future». Ich erinnere mich, wie ich zu unserem Bassisten sagte: «What the fuck does that mean? Du wirst dafür bezahlen, dass wir reich sind?» Und dann ist genau dieser Sachverhalt ziemlich wahr geworden. So etwas wird wohl für jemanden, für den Englisch nicht die Muttersprache ist, eher verwirrend wirken, oder?

Na ja, ich spreche zwar nach all den Jahren in London ziemlich gut englisch. Aber als Teenager hörte ich jahrelang Musik, ohne die englischen Texte zu verstehen. Ich nahm die Songs einzig und allein als Klang war. So ist das letztlich geblieben. Es geht Wochen wenn nicht sogar Monate, bis ich bei einem neuen Album über den Klang hinweg zu den Worten gelange.

Das finde ich echt interessant. Das ist es genau, was uns an die Musik bindet. Als Teenager habe ich mich gar nicht besonders für Musik interessiert. Ausserdem lebte ich in einer nahezu analphabetischen Umgebung. Wahrscheinlich haben Sie mit siebzehn Jahren besser englisch gesprochen als die meisten meiner Freunde. (grinst) Mir hat damals fast nur Soul gefallen und Ska. Und dann noch diese deutsche Gruppe, Can. Ich verstand kein Wort, und trotzdem hat mich die Musik gepackt.

Dabei hat Damo Suzuki englisch gesungen!

Ich weiss! Grossartig, nicht? Das zeigt, dass die Musik immer die Hauptsache bleibt.

Gibt es in den Texten vom neuen Album einen thematischen roten Faden?

Den gibt es schon, würde ich sagen. Allerdings bin ich ihm selber noch nicht ganz auf die Schliche gekommen. Aber ich glaube schon, dass es ihn gibt. Deswegen mühe ich mich auch endlos mit verschiedenen Reihenfolgen der Lieder ab. Und deswegen sind die Sammelalben von The Fall auch nie richtig befriedigend, denn andere Leute reihen einfach Song an Song. Bestimmt gibt es auf dem neuen Album einen thematischen roten Faden – auch wenn ich ihn nicht erkenne – und auch die Band nicht.