Aber kann es sein, dass Sie ein paar Leute inspiriert haben?
Goldfrapp: Das könnte sein, wer weiss. Wir beschäftigen uns nicht allzu gern mit solchen Gedanken.
Will Gregory: Wir sind auf jeden Fall erfreut, dass es da draussen jetzt wesentlich mehr weibliche Künstlerinnen gibt. Als wir vor zehn Jahren anfingen, gab es da ausser Madonna nicht sehr viel.
Goldfrapp: Gaga hat jetzt Madonnas Rolle übernommen. Sie hat ihr den Titel der Königin des Pop weggeschnappt.
Madonna war in dieser Rolle wohl schon seit längerem nicht mehr ganz so glaubwürdig.
Goldfrapp: Gaga ist jung, sie repräsentiert ein jüngeres Publikum. So läuft das eben.
Sie haben im Verlauf Ihrer auch nicht mehr so kurzen Karriere des öfteren radikal den Kurs gewechselt. Haben Sie es diesmal von Anfang an darauf angelegt, so poppig wie möglich zu klingen?
Goldfrapp: Das Ziel, das wir mit dem neuen Album hatten, war etwas Ähnliches wie «Supernature» zu machen. Aber mit mehr Wärme im Klang. Wir wollten wieder unsere
Synthesizer und unsere Beats auspacken und ein bisschen mehr auf Party machen. Wir hatten «Seventh Tree» hinter uns gebracht, das war eine kleine Station auf unserer musikalischen Reise gewesen, die wir passieren mussten. Wir hatten Lust, ein paar gute Ohrwürmer in die Welt zu setzen. Es machte grossen Spass, miteinander zu jammen und das, was dabei zustande kam, fühlte sich dementsprechend gutgelaunt an. So etwas hatten wir eigentlich noch nie gemacht. «Supernature» war zwar ein recht flottes Album gewesen, aber in seinem Kern hatte es einen harten, kühlen Sound. Es war eine zweideutige Angelegenheit. Diesmal haben wir dagegen Songs geschrieben, die sich wesentlich direkter anfühlen und auf fetten Melodien gebaut sind. Wir vergnügten uns an der Einfachheit der Songstrukturen, und vielleicht ist es das, worin Pop besteht. Wir haben aber nie ausgesprochen, dass wir diese Art von Musik schreiben sollten. Unser Sound war in seiner Zusammensetzung immer schon sehr vielschichtig, wir haben uns nie an einer einzigen Vorgabe orientiert.
Gerade deshalb habe ich mich das gefragt: Wenn man einmal so viele verschiedene Regionen der musikalischen Landschaft erkundet hat, ergibt sich die Route nicht mehr von selbst. Man muss sich bewusst für eine von endlosen vielen möglichen Richtungen entscheiden.