Zehn Jahre sind eine lange Zeit, schon überhaupt in der Popmusik. Als Goldfrapp 2000 ihr Debüt «Felt Mountain» herausbrachten, klang ihre Musik nach dem feuchten Traum des avancierten Pop-Connaisseurs, eine stilsichere Mischung aus Breitwand- Arrangements, schlingernder Theremin-Klänge und subversiver Lyrik unter süsslichem Schein. Aber dann kam alles anders. In ihrer Inkarnation als Live-Act trat Sängerin und Ko-Songschreiberin Alison Goldfrapp in den optischen Vordergrund, während ihr musikalischer Partner, der Synthesizer-Fetischist Will Gregory, sich ins Studio zurückzog und von ganzen Tourneen fernblieb. Goldfrapps Wandlung zur mysteriösen blonden Glamourfigur (auf der Bühne und vor der Kamera schien sie automatisch um ein paar Zentimeter zu wachsen) erhielt ihren passend schmissigen Soundtrack in der Glam Rock/Elektro-Synthese «Black Cherry» (2003), gefolgt von der konstruierten Laszivität von «Supernature» (2006) – Giorgio Moroder statt Ennio Morricone, Lapdance-Gesten statt Weimarer Kabarett.
Das vierte Album «Seventh Tree» entfloh 2008 der Gefahr der Selbstparodie in Richtung ätherischer Weichzeichner-Ästhetik. Ironischerweise formierte sich just zu jener Zeit gerade die von ihren eigenen Vorgängeralben (mit)losgetretene Renaissance des Elektropop, und Goldfrapp durften mitansehen, wie die junge Konkurrenz sich an den Früchten ihrer Saat labten. Insofern wundert es wenig, dass ihr neues Album «Head First» sich nun, wie der Titel nahelegt, kopfüber in die Trickkiste des tanzbaren Pop der