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das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
  5/5
gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

er, wie es zum Beispiel Julian Weber für die taz in einem schönen Text geschrieben hat, frühvollendet war. Zwar hat er mit den Box Tops als Musiker und Sänger (obwohl grade wieder Einige zweifeln, ob der rauhe Ton von «The Letter» tatsächlich der sechzehnjährige Chilton sein konnte) als Soulrock-Musiker Geschick gezeigt, später mit den pracht- und seelenvollen Glamrockern Big Star als Harmoniker und Gitarrist das Indierockwesen bis in die heutige Generation geprägt und mit deren letztem Album auch Massstäbe des Vorläufigen und der zerrissenen Brösligkeit gesetzt – aber gerade wo er nach seinem 25. Geburtstag nichts vergleichbares mehr hinbekam, ist er eigentlich doch nicht-vollendet.

In dieser Halbgarheit, mit der er die letzten dreissig Jahre verbrachte und dabei die seltsamsten Repertoire-Entscheidungen zwischen Rock’n’Roll-Tradition, Soul, R’n’B , Rock und Schlager traf, wirkte er allerdings immer extrem aufmuntern und herzöffnend. Ich jedenfalls habe mich immer sehr gefreut, wenn er zu seinen zerfallenden Gitarrenakkorden «Volare» sang wie ein Hippie-Dean-Martin. Einer seiner schönsten Titel aber dürfte «Thank You, Friends» sein. Und dieses kleine Dankeschön, das mir in all den Jahren immer wieder enthusiastisch aus kleinen Lieblingsbars entgegentönte, das hätte ich ihm doch mal gern zurückgegeben.

Markus Schneider