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das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
#Porträt
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dossier: Serge Gainsbourg
Porträt

Dass sich hinter diesem komplexen Charakter aber einer der brillantesten und schillerndsten Künstler des 20. Jahrhunderts verbarg, erkannten selbst viele Franzosen erst nach seinem Tod 1991. Es lässt sich ohne Übertreibung sagen, dass nach ihm nichts mehr war, wie es einmal war. Gainsbourg hat ein immenses einflussreiches künstlerisches Erbe hinterlassen, nur vergleichbar mit jenen von Balzac, Baudelaire und Proust. Es ist unmöglich, mit den neuen Protagonisten des französischen Chansons zu sprechen, ohne dass die Rede auf Gainsbourg käme. Benjamin Biolay und Vincent Delerm verkörpern auf ihre individuelle Weise die Fortführung seiner Hinterlassenschaft, von denen die ältere Generation noch im direkten Kontakt mit Gainsbourg profitierte. Der leider verstorbene Alain Bashung genauso wie Françoise Hardy, Etienne Daho und natürlich Jane Birkin.

Die Wortgewalt zwischen Romantik und Provokation, die Chansons zwischen Kunst und Kitsch, den sentimentalen Gainsbourg wie den hemmungslosen Gainsbarre – all dies übt bis heute einen unüberhörbaren Einfluss auf die Gegenwart aus. Die Rapper von MC Solaar bis Grand Corps Malade verehren ihn als poetischen Übervater, DJs wie David Holmes, Trip-Hop-Pioniere wie Massive Attack oder Portishead, Jazzer wie John Zorn und die Rockfraktion von Beck bis Sonic Youth nennen ihn heute als einen ihrer wichtigsten Einflüsse. Die zeitgenössische elektronische Musikszene hat ihm mit dem Album «ElectronicAGAINSBOURG» ein spätes Denkmal gesetzt. Auf «Monsieur Gainsbourg Revisited» sorgte die internationale Rockfraktion für eine musikalische Hommage.