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Gainsbourg vs. Gainsbarre
Der Kampf des Poeten mit sich selbst
Man tat sich schwer mit ihm, und dies ausgerechnet in Frankreich, das nie müde wird, sich als Heimat der Poeten und der grossen Künste selbst zu loben. Doch wer heute Serge Gainsbourgs Musik wieder hört und sich die Texte dieses – wie ihn Manu Dibango einst nannte – «grossen Architekten des Wortes» zu Gemüte führt, erfährt nicht nur die Zeitlosigkeit seines Oeuvres, sondern findet in den poetischen Wortspielereien jenen Tiefsinn wieder, der sich aus der Zerrissenheit dieses Mannes nährte. Gainsbourg war auf der einen Seite schüchtern, ein Romantiker und unverbesserlicher Optimist. Doch er war auch sarkastisch, depressiv, provokativ. Die Zweideutigkeiten seiner Texte widerspiegeln auch die beiden Seiten seiner Person. Er nannte die düstere Seite Gainsbarre und hinter diesem Alter Ego konnte sich Gainsbourg verbergen. Während der eine sich nach Liebe sehnte und in Selbstzweifeln versank, soff und qualmte der andere ohne Unterbruch und genoss es, die Öffentlichkeit zu schockieren. «Docteur Jekyll et Monsieur Hyde» nannte er denn auch eines seiner Chansons.