früh dazu führte, dass er seine Schüchternheit und seinen Minderwertigkeitskomplex mit vorlauten Methoden zu übertünchen versuchte. So meldet sich Lucien bei den deutschen Besatzern freiwillig, um den Judenstern entgegenzunehmen. Das verdutzte Gesicht der deutschen Soldaten ist das Resultat der ersten Provokation eines Jungen, der später als Serge Gainsbourg für seine überraschenden Auftritte berüchtigt werden sollte.
Sfar beleuchtet den Werdegang Gainsbourgs anhand loser Anekdoten, die wie im Falle von Haynes’ «I’m Not There» nicht einzig durch biographische Fakten, sondern auch durch interpretatorische Spielereien der Person auf den Grund zu gehen versuchen Dass Gainsbourg sein anderes Ich Gainsbarre nannte, dass er sich als Doktor Jekyll und Mister Hyde verstand, illustriert Sfar mit einer Schattenfigur, die sich im Film La Gueule nennt, und die – mit übermässigen Ohren und einer riesigen Hakennase versehen – dem realen Gainsbourg auf Schritt und Tritt folgt und ihm immer wieder Bösartigkeiten einflüstert, um der Gesellschaft gewissermassen «die Nase zu zeigen».
Sfar kontert diesen Aspekt mit der musikalischen Seite, und damit der Zärtlichkeit und der Hingabe eines von der Kreativität getriebenen Künstlers. Und mit den Frauen, die das Leben Gainsbourgs prägten und die – für die Öffentlichkeit meist unverständlich – hinter der Fassade des bösen Buben den schüchternen Lucien wiederfanden. Juliette Gréco war ebenso fasziniert von dieser seltsamen Mischung aus zurückhaltender Korrektheit und schamloser Selbstdarstellung wie