Kacey Mottet Klein (Lucien Ginsburg)

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das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
#Gainsbourg (Vie héroïque) von Joann Sfar
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dossier: Serge Gainsbourg
Gainsbourg (Vie héroïque) von Joann Sfar

Zudem wäre eine herkömmliche biographische Form im Falle von Gainsbourg an den Herausforderungen, diesen Charakter in ein überschaubares Licht zu rücken, wohl kläglich gescheitert. Sfars «Gainsbourg (vie héroïque)» erinnert denn auch an «I’m Not There», mit dem sich Todd Haynes an die vielen Gesichter Bob Dylans mit Hilfe einer Versuchsanordnung annäherte (und in dem übrigens Charlotte Gainsbourg zu sehen ist).

Sfar, der in seinen Comic oft jüdische Themen behandelt, outet sich mit seinem Regieerstling nicht als objektiver Betrachter. Braucht er auch nicht. Obwohl viele seiner Chansons längst Klassiker sind («La Javanaise», «La chanson de Prévert» etc.) wird die Person Gainsbourg auf ewig umstritten sein. Aber Frankreich, das stolz auf seine künstlerischen Errungenschaften ist und dies der Welt auch nicht vorenthält, hat es bis heute versäumt, einem seiner einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts ein Denkmal zu errichten.

Dafür hat nun Sfar gesorgt, der sich in seiner filmischen Annäherung auf die innere Zerrissenheit konzentriert und deren Ursprung in der Kindheit Gainsbourgs ortet. Als kleiner Lucien Ginsburg ist der ihm verblüffend ähnlich sehende junge Schweizer Kacey Mottet Klein zu sehen. Sfar erzählt vom heimischen Klavierunterricht, von der Liebe des Jungen zur Malerei, die ihm einen Platz in der Kunstakademie beschert, von den heimlichen Ausflügen durch die schummrigen Seiten des Montmartre-Quartiers und von Luciens Überzeugung, hässlich zu sein, die bereits